Wenn Frankreichs Präsident seine Feuerwerke an Ideen zündet, weiß man nie, was man davon halten soll oder was dann wirklich übrig bleibt. Am Wochenende aber hat Macron eine Überraschung geliefert, deren Bedeutung man allein schon daran messen kann, dass sie einen innenpolitischen Sturm ausgelöst hat.
Macron – im Europawahlkampf – hat erstmals und in aller Deutlichkeit die Bereitschaft Frankreichs erklärt, seine Atomwaffen in eine „glaubwürdige europäische Verteidigung“ einzubringen. Sein Land, so Macron, werde zwar seine „strategische Autonomie“ beibehalten, sei aber bereit, über alles darüber hinaus zu diskutieren. Frankreich besitzt an die 300 Atomsprengköpfe.
Mehr hatte er nicht gebraucht: Von rechts außen (Le Pen) bis links außen (Mélenchon) wird er in die Nähe von Landesverrat gerückt, galt doch bisher die Verteidigungsdoktrin von Übervater Charles de Gaulle, dem Schöpfer der „Force de frappe“ (Abschreckungsmacht): Diese sei allein für Frankreich da. Der General der großen Worte konnte allerdings auf die US-Atomwaffen in Europa zählen, aber die wird es vielleicht bald nicht mehr geben.
Die künftige europäische Verteidigung gegen die atomaren Drohungen aus Moskau wird noch ein schwieriges Kapitel werden. Jedenfalls sollte man jetzt unbedingt damit beginnen, Macron beim Wort zu nehmen und nicht mehr loszulassen. Die Zeit drängt.
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