Satanismus, brennende Kirchen, Körperverletzung, Suizid, Mord: Über die dunklen Seiten der skandinavischen Black-Metal-Szene wurden Dokus und Filme gedreht, Bücher geschrieben. Das schwedische Autorenduo Ika Johannesson und Jon Jefferson Klingberg hat speziell die Szene in seiner Heimat unter die Lupe genommen. Das Ergebnis „Blut, Feuer, Tod“ versteht sich daher als „eine Geschichte des schwedischen Metal“ – ein gut recherchierter Einblick ins Genre und seine Protagonisten.
Als Heavy Metal Anfang der 1980er-Jahre zunehmend populär wurde, begannen auch in Schweden Kids Gefallen an den Klängen von Acts wie KISS oder Judas Priest zu finden. Erste Bands im Land der Schären versuchten, den Vorbildern nachzueifern, etwa Heavy Load. Als diese 1982 ihr zweites Album veröffentlichten, war „die einzige schwedische Band mit einer ebenso beeindruckenden Bühnenproduktion ABBA“, berichten Johannesson und Klingberg. Bei einem Konzert wurden „allein während des letzten Stücks 24 Sprengsätze gezündet“, mit dem Ergebnis, dass die Musiker im Rauch nicht mehr den Weg von der Bühne fanden.
Kritisch und ausufernd
Ein manchmal durchaus ironischer Unterton steht „Blut, Feuer, Tod“ gut. Zugleich bewahrt das Buch, zwar wohl für Menschen geschrieben, die grundsätzlich Interesse an dieser Musik haben, eine kritische Distanz. Der Band bietet auch in diesem Metier unbedarften Lesern einen spannenden, vielseitigen Augenschein, der bisweilen für Laien auf dem Gebiet ein wenig zu sehr ausufert (wenn es etwa in einem Kapitel ums Geldverdienen mit der Musik geht oder in einem anderen um Fanzines), aber auch ein gutes Gefühl für die Liebe zu Musik vermittelt.
Folgten die Gruppen zunächst ihrem Idol, ändert sich das mit einer Weiterentwicklung des Heavy Metal: „Als Death Metal aufkam, waren schwedische Musiker zum ersten Mal die Speerspitze eines neuen Musikstils“, erfährt man, vor allem Entombed wurden zum Aushängeschild. Und man lernt: Der „melodiösere und eher geschliffene Stil“ etwa von In Flames, die 1990 auftauchten, sollte als „Göteborg-Sound“ bekannt werden, „während sich die Stockholmer Acts durch eine brutalere Ausrichtung hervortaten“.
Zirkel des Bösen
Schluss mit lustig wird es bei der Betrachtung einer noch extremeren Ausrichtung, dem Black Metal. Man mag es noch makaber-komisch finden, dass der Schwede Per „Pelle“ Yngve Ohlin, genannt Dead, der bei der norwegischen Band Mayhem am Mikro stand, „vor Gesangsaufnahmen die Ausdünstungen eines verwesenden Vogels einatmete, um die Schwingungen des Todes zu spüren“. Mit dem Suizid des Musikers beginnt sich allerdings eine Spirale aus Selbstmord und Verbrechen (bis zu Morden) zu drehen, Kirchen brennen, Mitglieder satanistischer Zirkel wetteifern, wer menschenverachtender und böser ist.
Eine Zeitzeugin fasst in „Blut, Feuer, Tod“ zusammen: „Wir waren Kinder, es gab keine Gefühle, und alle waren ziemlich asexuell. Wir gaben uns als Satanisten aus und schauten Horrorfilme“. Einige, die das ernster nahmen, landeten allerdings im Gefängnis. Und mit den unrühmlichen schwedischen Death-Metal-Acts, die mit faschistischem Gedankengut liebäugeln und das mit plumpen Ausreden schönreden versuchen, befassen sich Musikjournalistin Johannesson und Autor sowie Musiker Jefferson Klingberg ebenso eindringlich. Dass letzterer auch als sozialpsychiatrischer Therapeut arbeitet, passt zum Stoff des Buches.
APA/Wolfgang Hauptmann
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