Die Raiffeisenbank International (RBI) gerät wegen ihrer Russland-Geschäfte massiv unter Druck. Im Vorjahr zahlte die Moskauer Tochter die Rekordsumme von 464 Millionen Euro Steuern in Putins Staatskasse und sucht 2400 Mitarbeiter. USA und EZB drängen auf den Ausstieg, es drohen sonst sogar Strafen.
Die Kritik an der RBI wird immer heftiger, bei der Aktionärsversammlung am Donnerstag gab es sogar Proteste vor der Firmenzentrale in Wien. Angezündet wurden diese durch die jüngsten Zahlen: Für 2023 überwies die RBI Russland laut „Financial Times“ satte 464 Millionen Euro an Steuern an die Finanz in Moskau, das war weit mehr, als alle anderen ausländischen Geldinstitute zusammen leisteten. Damit würde Putins Krieg mitfinanziert, klagte etwa schon vor einer Weile die ukrainische Regierung und drohte Sanktionen an.
Ein Drittel des Konzerngewinns aus Russland
Die Rekord-Steuerzahlung lag auch daran, dass Raiffeisen dort 1,3 Milliarden Euro verdiente. Das war etwa dreimal so viel wie vor dem Krieg und ein Drittel des gesamten Konzerngewinns der RBI. Zusätzlicher Aufreger: Per Inseraten sucht die Moskau-Tochter derzeit für ihre 124 Filialen und 2,3 Millionen Kunden um die 2400 neue Mitarbeiter, großteils für Vertrieb und Kundenbetreuung.
Das passt gar nicht zu den von Bankchef Johann Strobl angekündigten Ausstiegsplänen. Seit dem Vorjahr heißt es offiziell nur, man prüfe einen Verkauf oder eine Ausgliederung der Tochter. Jüngste Idee war ein komplizierter Tausch.
Strabag-Deal um 1,5 Milliarden Euro sehr umstritten
Die RBI Russland hätte demnach dem Oligarchen Oleg Deripaska um 1,5 Milliarden Euro seine Anteile am heimischen Baukonzern Strabag abkaufen sollen. Diese Aktien wären dann an die RBI-Mutter übertragen worden. So hätte Raiffeisen wenigstens den Großteil der in Russland seit Jahren eingefrorenen Gewinne trotz EU-Sanktionen nach Österreich bringen können. Doch US-Behörden meldeten sofort Bedenken an, weil der kremltreue Deripaska selbst auf der schwarzen Liste steht. Und letztlich müsste Wladimir Putin persönlich so einem heiklen Deal erst einmal zustimmen.
Allerdings wird die Zeit für RBI-Chef Strobl knapp: Weil zu lange schon nichts erkennbar weitergeht, forderte zuletzt schon die Europäische Zentralbank EZB, dass das Russland-Geschäft konkret binnen zwei Jahren um 65 Prozent zu vermindern sei, sonst drohen schmerzliche Strafen.
Laut Strobl habe man durchaus schon etwas getan. Seit 2021 sei die Zahl der Geschäftsstellen von 132 auf 124 abgebaut und das Volumen der vergebenen Kredite um 56 Prozent reduziert worden. Zur Erhaltung der Banklizenz müsse man tätig bleiben, außerdem betreut die RBI als größtes westliches Geldinstitut in Russland auch viele internationale Firmenkunden, die man nicht im Stich lassen wolle.
Und man trennt sich halt sehr schwer von einer so profitablen Beteiligung: Heuer im 1. Quartal verdiente die RBI insgesamt 664 Millionen Euro. Ohne die Töchter in Russland (und Weißrussland) wären es nur 333 Millionen gewesen, also die Hälfte.
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