Im Osttiroler Außervillgraten schlug ein Beutegreifer in der Nacht auf Dienstag zu und löschte eine ganze Zuchtlinie von Brillenschafen aus. Nicht nur die toten Tiere bedeuten für den Besitzer großen Schaden. Das Land Tirol erteilte eine Abschussverordnung, nur wenige Stunden danach wurde in dem Gebiet ein Beutegreifer erlegt.
Es waren schreckliche Bilder, die Manuel Fürhapter aus Außervillgraten am Morgen beim Besuch seiner Brillenschafe in ihrer Nachtpferch mitansehen musste. „Ich bin um 7 Uhr wie jeden Tag zum Stall, um die Tiere zu füttern und habe am Weg schon Schafe am Boden liegen gesehen“, schildert er.
Die Ausmaße des Vorfalles: Sechs Tiere wurden getötet. Neun Schafe musste er wenig später vom Amtstierarzt einschläfern lassen, sieben weitere sind schwer verletzt.
Der Unterstand befindet sich vier Meter neben dem Haus. Es ist ein teilweise überdachter Nachtpferch, mit einem Elektrozaun und viel Strom, wie es eben verlangt wird. Der Wolf ist schlau und vermutlich drüber gesprungen.
Manuel Fürhapter
Dass es sich beim Angreifer um einen Wolf handelte, stand für ihn außer Frage: „Der Unterstand befindet sich vier Meter neben dem Haus. Es ist ein teilweise überdachter Nachtpferch, mit einem Elektrozaun und viel Strom, wie es eben verlangt wird. Der Wolf ist schlau und vermutlich drübergesprungen.“
Seinen Wolfsverdacht bestätigte das Land Tirol und hat noch am Donnerstagvormittag eine Abschussverordnung erlassen. „Diese gilt für die Dauer von acht Wochen in einem Umkreis von zehn Kilometern ausgehend vom Ort des Ereignisses“, hieß es noch am Vormittag.
Abschuss wenige Stunden nach Verordnung
Doch so lange brauchte es gar nicht: Denn wie das Land Freitagfrüh bekannt gab, wurde noch am Donnerstag in den Abendstunden von der Jägerschaft ein Wolf in diesem Gebiet erlegt.
„Damit ist die Verordnung erfüllt und sie wird in weiterer Folge aufgehoben. Das erlegte Tier wird nun nach Innsbruck an die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Anm.) gebracht und dort untersucht“, hieß es in einer Aussendung.
Zuchtlinie ausgerottet, Folgeschäden wohl enorm
Dass der Wolf so nah an Häusern zuschlägt, sei Fürhapter in seiner Gemeinde noch nie untergekommen. Auf den umliegenden Almen jedoch schon.
Die überlebenden Tiere haben ein Trauma. Das ist nun auch in deren Genetik verankert. Bei den Muttertieren sind nun Fehlgeburten zu erwarten.
Regina Stich, Obfrau von „Save the Alps“
Durch die Wolfsattacke verlor der junge Osttiroler knapp die Hälfte seiner Brillenschafe. Eine ganze Zuchtlinie der ohnehin gefährdeten Tierart wurde ausgelöscht. „Die ist einfach weg, das kann man mit Geld nicht ersetzen“, klagt er über die Auswirkungen und führt weiter aus: „Es gibt auch Folgeschäden, denn jetzt gibt es Probleme mit den Vorgaben der AMA und ÖPUL, weil ich die Schafe nicht mehr auf die Alm treiben und nur noch Heimweide betreiben kann.“
Unterstützung erhält er vom Verein „Save the Alps“ und Obfrau Regina Stich: „Die überlebenden Tiere haben ein Trauma. Das ist nun auch in deren Genetik verankert. Bei den Muttertieren sind nun Fehlgeburten zu erwarten.“
Sie bezweifelt stark eine Co-Existenz zwischen Mensch und Wolf im Alpenraum und sieht auch Probleme für den Tourismus: „Ein sicheres Wandern ist gefährdet und das ist nicht nur für die Bauern ein Problem, sondern für die ganze Gesellschaft.“
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