In Kopf geschossen

18 Jahre Haft für Mord an eigener Mutter

Salzburg
03.05.2024 15:16

Unvorstellbar: Die eigene Mutter mit einem Schuss in den Kopf töten. Das hat der Pinzgauer Markus S. (32) im Herbst getan, das gibt er auch zu. Wie, schildert er im Salzburger Landesgericht und erklärt: Er wollte sie vom Leiden erlösen. Das einstimmige, aber nicht rechtskräftige Urteil: 18 Jahre Haft wegen Mordes.

Sonja S. (55) saß an jenem 23. November 2023 auf der Couch in ihrem Haus in Lofer, sah fern. Der Sohn kam mit einer Schrotflinte der Marke „Baikal“ in der Hand ins Wohnzimmer, richtete die Langwaffe in nächster Nähe auf das Gesicht der Frau – und sagte: „Mama, es tut mir leid. Ich kann nicht anders.“ Dann drückte er ab. Sonja S. war sofort tot. Danach habe er sie noch in den Arm genommen, und dann die Polizei gerufen.

Genau so schildert es Markus S., der Mordangeklagte, am Freitag im Salzburger Landesgericht. Auch den Notruf, den S. kurz nach der Tat tätigt, hören die Prozess-Zuhörer: „Ich habe meine Mutter gerade erschossen“, sagt S. damals im Dialekt zum Polizisten, klar und fast schon freundlich.

Der angeklagte Markus S. (Bild: Markus Tschepp/Markus Tschepp, Krone KREATIV)
Der angeklagte Markus S.
(Bild: Roland Hölzl/Hölzl Roland)

Ausgebildeter Pfleger aber seit fünf Jahren arbeitslos
„Ganz verstehen werden wir das auch nach dem Prozess nicht“, beginnt Staatsanwalt Robert Holzleitner sein Plädoyer, und erzählt über die Vergangenheit des Pinzgauers: Seit 2019 sei er „allein im ersten Stock des Wohnhauses gesessen“, so der Ankläger, der von „erheblichen psychischen Problemen“ des Angeklagten spricht, die zu einem sozialen Rückzug geführt haben. „Deshalb ist das Warum auch die zentrale Frage in dem Prozess.“

Angeklagter war abhängig und litt an Depressionen
Denn: „Ja, er ist schuldig. Die Tat ist durch nichts zu rechtfertigen“, betont Verteidiger Peter Macheiner. Er bezeichnet den Vorfall als „menschliche und familiäre Tragödie“ und geht auch kurz auf das Leben von Markus S. ein: Er wuchs bei Mama und Oma auf. „Sehr gut behütet“, wird beim Prozess zu hören sein. Er machte die gleiche Pflegeausbildung wie seine Mama, arbeitete im selben Altenheim und lebte sein ganzes Leben im selben Haus – die Mama im Erdgeschoss, er im ersten Stock. Depressionen, Angststörungen und ein vor 20 Jahren attestiertes Syndrom führten ihn in die Medikamentenabhängigkeit. „Er hat Ärzten vertraut und kam in die Sucht. Daraus entwickelte sich ein ständiger Kampf“, erzählt Macheiner.

Zitat Icon

Es gab keinen Streit, keinen Ärger, keine Aggression vorher. Es ist einfach eine menschliche und familiäre Tragödie.

Verteidiger Peter Macheiner von der Kanzlei Jelinek

An jenem Tag waren Entzugserscheinungen gepaart mit Alkohol-Missbrauch ein Faktor – 2,3 Promille hatte er intus. S. schildert selbst, wie er an dem Tag aufgewacht sei, zur Flasche gegriffen habe, und den persönlichen Rückschlag realisiert habe. Da soll er den Entschluss getroffen haben, die Mama zu töten: „Damit sie wegen mir nicht mehr leiden muss.“ Darauf konfrontiert Richterin Martina Kocher ihn mit den Worten: „Und da beschließen sie einfach, dass sie der Mutter das Leben nehmen? Sie hätte sich ja selbst Hilfe suchen können.“ S. findet keine richtige Antwort darauf.

Und die zwei Langwaffen, die er legal besaß, weil er ab und zu beim Schießstand war: „Ist das nicht problematisch mit ihren Depressionen. Hat ihr Psychotherapeut dazu etwas gesagt?“, wollte Kocher noch wissen. Nein, meint S., das sei kein Problem gewesen.

Das einstimmige Urteil der Geschworenen am Freitagnachmittag: 18 Jahre Freheitsstrafe, nicht rechtskräftig.

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