Teil 5 der „Krone“-Serie: Austria Salzburgs Präsident Quehenberger wurde erst für verrückt und dann zum Genie erklärt. Trainer Otto Baric sorgte als „Lama“ für Aufsehen, die Eintracht-Spieler wurden zu Frankfurter Würstchen.
Der Jubel über den Aufstieg gegen Sporting war noch nicht verklungen, da gab’s schon den nächsten Freudenschrei: Salzburg gegen Frankfurt – so lautete das Duell im UEFA-Cup-Viertelfinale!
Ein Traumlos für die Mozartstädter. Kaum war’s fix, blieb vielen der Jubel aber im Halse stecken. „Wir spielen in Wien“, verkündete Präsident Rudi Quehenberger.
Die Fans waren entsetzt, die Spieler trauten ihren Ohren nicht. „Wir haben gedacht, dass er verrückt ist“, lacht Heimo Pfeifenberger heute darüber. „Ich konnte nicht glauben, dass er das ernst meinte“, war auch Heribert Weber fassungslos.
Quehenberger war felsenfest von seiner Idee überzeugt und erklärte den Treff zum Länderspiel. Nach 17 verlorenen Europacup-Duellen gegen deutsche Klubs sollte endlich ein rot-weiß-rotes Team reüssieren. Das Motto: Salzburg für Österreich – Österreich für Salzburg! Am ersten Vorverkaufstag entpuppte sich seine Idee als Geniestreich.
„Treten fast die Türen ein“
„Die treten uns fast die Türen ein“, erklärte Heinz Palme, seinerzeit ÖFB-Pressesprecher. Das Spiel war binnen kürzester Zeit ausverkauft. „Wir hätten 500.000 Karten verkaufen können“, sagt Quehenberger. „Der Rudi hatte ein Naserl dafür“, ist Pfeifenberger immer noch erstaunt.
Rockröhre Bonnie Tyler heizte den 47.000 Fans im Happel-Stadion vor der Partie ein, die Austrianer dann während der 90 Minuten. In denen Adi Hütter mit seinem 1:0-Siegtor zum Mann des Abends wurde. Bei aller Euphorie – die fast grenzenlos war – gab es aber auch Schattenseiten. Ballkontakte von Eintracht-Stürmer Anthony Yeboah wurden von Affenlauten begleitet, Salzburg-Trainer Otto Baric ließ sich zu einer „Lama-Attacke“ provozieren und bespuckte den Georgier Kakhaber Tskhadadze. Die Folge: Fünf Spiele Sperre!
Davon unbeeindruckt hatte Quehenberger seiner damaligen Freundin (und heutigen Frau) ein Versprechen gegeben. „Ich habe ihr gesagt, ich lade sie auf Bora Bora ein, wenn wir gewinnen. Einen Tag vorm Rückspiel kamen wir wieder zurück“, grinst der „Präse“. Während seiner Abwesenheit stilisierten deutsche Medien das Rückspiel zum „Hass-Duell“ hoch und erklärten die Ösis zu „Bösis“.
„Trifft die leere Bude nicht“
Yeboah, der nicht nachtragend war, bekam vor dem Rückspiel einen Blumenstrauß zur Versöhnung, Frankfurt-Star Uwe Bein tönte: „Wir gewinnen 3:0!“ Nach 21 Minuten gingen die Deutschen durch Gaudino in Führung. Zu allem Überfluss verloren die Salzburger – Baric fieberte von der Tribüne aus mit – Artner durch eine Rote Karte. Spielerisch war von der Unterlegenheit aber nichts zu spüren, die Gäste kämpften sich erst in die Verlängerung, dann ins Elfmeterschießen.
Vor diesem schnappte Otto Konrad sich den Ball für einen Probe-Elfer. Er verfehlte das Tor. „Der trifft ja die leere Bude nicht“, machte sich TV-Reporter Ulli Potofski über den Goalie lustig. Der erfuhr erst im Nachhinein davon, strafte diesen aber Lügen.
Erst hielt Otto gegen Gaudino, dann auch gegen Binz. Als es 4:4 stand und Salzburg mit einem Treffer das Halbfinale fixieren konnte, ging Thomas Winklhofer in Richtung Strafraum. „Ich habe ihm gesagt, ich mache das“, verrät Konrad. „Mir war egal, wie ich ihn reinhaue. Er ging mitten aufs Tor. Am Ende war’s auch wurscht.“ Danach hatte der Fanliebling eine Art Filmriss. „Die Nerven haben komplett ausgelassen. Das Hirnkastl hat mir da einen Streich gespielt.“ Konrad war’s egal – die Austria stellte auf 1:17 und stand sensationell im Halbfinale!
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