Mit Fußball per se hat das in Vorarlberg formierte Indie-Projekt Cordoba78 nichts zu tun, allerdings beschwört das Quintett den dramatischen Geist dieses für Österreich so legendären Ereignisses im metaphorischen Sinne. Mit der Debüt-EP „Schnulzen“ geht es bald für ein Konzert ins Wiener Loft.
Einen guten Monat vor dem Start der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, bei der die Hoffnungstrauben nicht zuletzt durch den fixen Verbleib von Teamchef Ralf Rangnick für die heimische Nationalmannschaft wieder sehr hoch hängen, erinnert sich die österreichische Volksseele nur allzu gerne an Córdoba 1978 zurück, als Hans Krankl nach dem fixen Aus Österreichs den damals amtierenden Weltmeister Deutschland aus dem Turnier kegelte. Generationen später erzählt man sich noch immer Heldengeschichten, in Wien-Floridsdorf gibt es den Cordobaplatz, Krankl gilt als Nationalheiligtum und der damalige Radio-Kommentator Edi Finger sen. hatte die Schnappatmung des Jahrhunderts („I wer‘ narrisch“).
Große und kleine Dramen
Sich als junge Indie-Band in der Gegenwart Cordoba78 zu nennen, ist in erster Linie schon einmal ein Marketing-Geniestreich. Das Quintett aus Vorarlberg, das am Wiener Label Assim Records veröffentlicht und in den Wiener Fiakka Studios aufgenommen hat, identifiziert sich in seinem Sound aber weniger mit dem runden Leder selbst, sondern vielmehr mit der Dramatik und der Größte des Ereignisses im metaphorischen Sinne. Auf ihrer schlicht „Schnulzen“ betitelten Debüt-EP geht es schlussendlich um die großen und kleinen Dramen des Alltags. Um schmerzhafte Ereignisse und memorable Momente. Um das Umfallen und das erneute Aufstehen.
Die musikalische Mischung aus verrauchten Bar-Lounge-Sounds, Indie-Folk, etwas Soul und romantischem Deutschpop wird recht schnell seinen Platz in der heimischen Szene finden und wohl auch darüber hinaus strahlen können. In den gefühlvollen Texten können sich gleichermaßen Fans von Wanda, AnnenMayKantereit oder auch Bilderbuch wiederfinden. Die Songs drehen sich um Sehnsüchte, toxische Beziehungen und emotionale Verwirrung – eben all die Dinge, mit denen Fußballfans auch jenen speziellen Tag in Argentinien 1978 assoziieren. Bleibt für die Band nur zu hoffen, dass ihnen auch die deutschen Hörer wohlgesonnen bleiben.
Live im Wiener Loft
Von den Qualitäten von Cordoba78 kann man sich das nächste Mal am 7. Juni im The Loft überzeugen. Mit oder ohne Fußballdress am Körper.
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