Bezau-Tour

Eine Wanderung zwischen den Jahreszeiten

Vorarlberg
05.05.2024 11:25

Der späte Schneefall hat das Ländle in zwei Klima-Zonen unterteilt: Winter im Gebirge und Frühling in den Tallagen. Bei einer Wanderung in Bezau wandelt man zwischen zwei Welten.

Sonderdach ist ein Vorsäß mit Wirtschaftsgebäuden und Gaststätten im Gemeindegebiet von Bezau im Bregenzerwald. Der etwas ungewöhnlich anmutende Name soll sich von einer früher dort stehenden, auffallenden Tanne ableiten. In alten Urkunden findet sich noch die Bezeichnung „Sundertann“ (besondere Tanne), die sich im Laufe der Zeit zu Sonderdach wandelte. Im Bregenzerwälder Dialekt wird nach wie vor der Name „Sundortaa“ verwendet. Das Gebiet liegt auf etwas über 1200 Meter Seehöhe und umfasst rund 64,30 Hektar. Je nach Witterung wird das Vorsäß von Mitte Mai bis Mitte Juni und dann wieder Ende September bewirtschaftet.

Das Vorsäß Sonderdach, im Vordergrund die Seilbahn (Bild: Bergauer Rubina)
Das Vorsäß Sonderdach, im Vordergrund die Seilbahn

Sonderdach ist durch einen nur beschränkt öffentlich zugänglichen Güterweg, durch einen Wanderpfad sowie durch die Seilbahn Bezau erreichbar. Da sich Schneeschuhe und Wanderstöcke sowie eine Auswahl an Wechselkleidung im Gepäck befinden, fällt die Wahl auf die Aufstiegshilfe, die im Halbstundentakt fährt. Die erste Sektion der Seilbahn wurde bereits 1955 eröffnet und führte bis Sonderdach, erst 1960 wurde die Strecke bis zur Baumgartnerhöhe, der heutigen Bergstation, verlängert.

Mithilfe modernster Technik auf den Berg 
Im Jahr 2010 wurde die Anlage umfassend erneuert und vom bisherigen Pendelbahn-System mit zwei Kabinen auf das System „Funifor“ der Firma Doppelmayr mit einer Kabine abgeändert – es ist die erste Seilbahn dieser Art in Österreich. Mit ihrer Hilfe wird ein Höhenunterschied von 930 Metern (bis zur Bergstation) in wenigen Minuten überwunden.

Die Lenticulariswolke (Bild: Bergauer Rubina)
Die Lenticulariswolke

Lenticularis

Als Lenticularis bezeichnet man Wolken in 3000 bis 6000 Metern Höhe, die über eine ähnliche Form wie Linsen oder Mandeln verfügen und meist langgestreckt und klar von ihrer Umgebung abgegrenzt sind. Gelegentlich tritt in ihrem Umfeld auch Irisieren auf. Da diese Wolkenform durch sogenannte Föhnwellen entstehen, nennt man sie auch Föhnwolken, Föhnschiffchen oder Föhnfische. Das Wetterphänomen entsteht, wenn die Luft über den Bergen angehoben wird und danach ins Tal hinabströmt. Die Wolken sind dabei parallel zum Gebirge angeordnet und bewegen sich nicht. Die Luft strömt durch sie hindurch. Es kommt immer wieder vor, dass Lenticularis-Wolken wegen ihrer außergewöhnlichen Formen als UFOs missinterpretiert werden.

Für die heutige Tour erfolgt der Ausstieg aber bereits bei der Mittelstation Sonderdach. Dort angekommen werden die Schneeschuhe angeschnallt. Bevor es an den Aufstieg Richtung Baumgarten geht, bietet sich noch die Möglichkeit, auf einem gemütlichen Rundweg das Vorsäßgebiet zu erkunden. Das nimmt rund 40 Minuten in Anspruch. Danach folgt man dem schneebedeckten Güterweg bergan.

Je früher, desto fester die Schneedecke
Bis zur Bergstation mit Panoramarestaurant sind rund 435 Höhenmeter zu bewältigen. Es empfiehlt sich, die Tour am Vormittag zu starten, wenn der Schnee von der Kühle der vergangenen Nacht noch etwas fester ist. Gegen Mittag weicht die Frühlingssonne die Schneedecke auf und erschwert somit das Vorankommen.

Daten & Fakten

Typ: (Schneeschuh-)Wanderung Dauer: circa eineinhalb Stunden ab Sonderdach bis Baumgarten, plus 45 Minuten für den Rundweg Sonderdach (optional)
Ausgangspunkt: Mittelstation Seilbahn Bezau
Anforderung: gute Grundkondition
Ausrüstung: wasserabweisende Schuhe, Schneeschuhe, Wanderstöcke empfehlenswert, Kleidung im Schichtprinzip, Sonnenschutz, Getränk
Einkehrmöglichkeiten: Panoramarestaurant, weitere Optionen sind in Bezau in großer Zahl vorhanden
Anmerkung: von Touren abseits der gespurten Pfade sollte aufgrund der gegenwärtigen Lawinengefahr abgesehen werden

Für die Mühen wird man jedoch mit fantastischen Ausblicken entlohnt. Schon bald überblickt man die gesamte Marktgemeinde Bezau im Talbecken. Das Gebiet verfügt über eine lange Besiedlungsgeschichte. Paläobiologische Analysen lassen darauf schließen, dass diese zumindest bis in die Eisenzeit zurückreicht. Früheste urkundliche Belege über „Baezenowe“ finden sich im 12. und 13. Jahrhundert. Der Name ist wahrscheinlich aus zwei Worten zusammengesetzt, wobei „baez“ als Bär zu übersetzten ist und der zweite Teil mit Au – folglich bedeutet Bezau „Bärenau“.

Satte Wieden und schneebedeckte Gipfel
Während die Ortschaft inmitten saftig grüner Wiesen gebettet liegt, heben sich die Berge im Hintergrund kontrastreich durch ihre weiß verschneiten Gipfel ab und sorgen so für ein besonderes reizvolles Landschaftspanorama. Je höher man steigt, desto weiter schweift der Blick und von der Bergstation aus hat man schließlich eine eindrucksvolle Aussicht auf die Schweizer und Allgäuer Berge bis hin zum Bodensee. Nach einer Erfrischung im Panoramarestaurant kann man bequem die Gondel zurück nach Bezau nehmen oder aber über dieselbe Strecke retour zur Mittelstation wandern.

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