Am Mittwoch endet seine Zeit als Bürgermeister. Wenn sein Nachfolger angelobt wird, sitzt er schon mit Frau und Rotwein in Grado. Harry Preuner schätzt das Leben am Sonnenhang.
Harry Preuner ist einer vom alten Schlag. Bäume gehören für ihn in den Wald und nicht in die Stadt. Die Kommunisten sind für ihn eine merkwürdige Laune der Natur. An die Sozialdemokraten hatte er sich irgendwann einmal gewöhnt gehabt, auch wenn ihm nicht ganz einleuchtet, wozu man die braucht. Allerdings immer noch besser als die Kommunisten. Die Grünen sieht er als modische Verirrung, die auch wieder vergeht wie so vieles in der Politik. Preuner sah schließlich auch einen Kurz kommen und wieder gehen, wie unterm Strich viele spurlos an einem vorbeiziehen. Die Neos hat er bis zum Ende ihrer Geschichte in Salzburg ausgesessen. Eigentlich würde ihm die ÖVP völlig reichen, aber er akzeptiert mit heiterer Ironie, dass es noch andere Parteien gibt. Wozu auch immer.
Lieber gemütlich als husch, husch
Preuners Regeln für das politische Geschäft sind ebenso einfach wie praktisch. Irgendwie findet sich immer ein Weg. Und findet sich keiner, dann macht es auch nichts. Ein Budget funktioniert für ihn nach dem Prinzip, dass man in der Zeit spart, um in der Not zu haben. Lieber ein sicher gefülltes Sparbuch als große Ideen verwirklicht. Besser einen Fehler vermieden als etwas riskiert. Die meisten Sachen gemütlich herankommen lassen, statt sie husch, husch zu erledigen.
Kein erotisches Verhältnis zur Macht
Nach 20 Jahren Stadtpolitik, davon sechs Jahre und ein paar Monate als Salzburger Bürgermeister, tritt Harry Preuner jetzt ab. Wenn kommenden Mittwoch sein Nachfolger angelobt wird, sitzt er schon in Grado. Mit seiner Frau und Freunden bei Rotwein. Von dort geht es weiter an die ligurische Küste. Wehmut verspürt er ebenso wenig wie Phantomschmerzen. Preuner hat zur eigenen Wichtigkeit kein ausgeprägt erotisches Verhältnis. Chauffeur braucht er keinen. Er fährt ohnehin am liebsten selber. Da will einer immer wissen, wohin die Reise geht. So wie er seinen Abschied aus der Politik selbst bestimmt hat. Auch wenn das einige bis zuletzt nicht glauben wollten. So lief das mit seinem Nachfolger, wie es eben gelaufen ist: eher unglücklich. Aber das ist eine andere Geschichte und nicht mehr Preuners Angelegenheit.
Harry Preuner ist, wie die gute, alte Volkspartei früher einmal war: Ehrgeizig, aber nicht übertrieben. Machtbewusst, aber maßvoll im Gebrauch. Sinn für Humor, aber kein Spaßvogel. Konservativ, nicht borniert. Verblüffend offen und stets so ehrlich, wie das in der Politik ohne gröbere Selbstbeschädigungen möglich ist. Im Zweifel an der Wahrheit einfach knapp vorbeischrammend, statt zu lügen.
Die Sitten verwildern, Preuner bleibt ein Herr
Ein angenehmer Mensch, wie man so sagt. Wenn rundum die Sitten verwildern, bleibt er ein Herr. Die Berufskrankheit der Eitelkeit hat Preuner im Griff. Von der eigenen Bedeutung nicht ergriffen wie so viele vor ihm und wohl nach ihm. Ihm ist nicht nach Denkmälern und es braucht auch keine nach ihm benannten Plätze und Straßen. So wie Cato sagte, dass es ihm lieber sei, man frage ihn, warum es kein Denkmal von ihm gebe, als zu fragen, warum es ein Denkmal von ihm gibt.
Wenn einer einmal krank war wie Preuner, kennt man die Antworten auf die Frage, was wirklich wichtig ist.
Dass sich hinter der freundlichen Fassade ein ziemlicher Sturschädel verbirgt, wissen alle, die mit ihm verhandeln mussten. Die Klügeren wissen, dass Politik der Schmerz ist, der entsteht, wenn andere Leute anders wollen.
Dass er am linken Ohr nicht mehr gut hört, ist ihm lästig, aber das kann auch Vorteile haben. Klingt nach billiger Pointe, liegt aber an seinem Tinnitus, unter dem er ernsthaft leidet. Vielleicht wird das mit dem Ohr ja auch besser, wenn er nun den Mirabellplatz verlässt.
Und sonst?
Politische Erfolge auf Schummelzettel notiert
Seine politischen Erfolge hat sich Harry Preuner auf einem digitalen Schummelzettel auf dem Handy notiert. Es sind einige Seiten. Die brauchen hier nicht aufgezählt werden. Das politische Urteil ist nicht so wichtig. Am Ende zählt doch nur der menschliche Faktor.
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