Teil 6 der „Krone“-Serie: Psychospielchen vor dem Rückspiel in Karlsruhe und ein „Sauhund“ namens Oliver Kahn. Am Ende des Duells mit dem KSC sangen die Europacup-Helden der Salzburger Austria: „Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei!“
Wenige Wochen zuvor war Rudi Quehenberger noch belächelt worden, als er die Entscheidung getroffen hatte, die Salzburg-Spiele im UEFA-Cup in Wien austragen zu lassen. Inzwischen war klar: Selbst das Ernst-Happel-Stadion war viel zu klein. Der Hype um die Austria kannte keine Grenzen mehr. Das Halbfinal-Heimspiel gegen Karlsruhe war ausverkauft, noch ehe die erste Karte gedruckt wurde.
Otto Barics Mannen hatten einmal mehr die Rolle des Außenseiters inne, zumal der KSC zuvor Valencia mit 7:0 (!) aus dem Bewerb gefegt hatte. Zu allem Überfluss plagten „Otto Maximale“ wieder einmal Personalsorgen. Das Heimspiel wurde dann auch alles andere als ein Leckerbissen, gefährliche Torchancen blieben Mangelware. Und rissen einen gewissen Oliver Kahn zu folgender Aussage hin: „Was ist das für eine Truppe? Die können ja gar nix!“
„Er wollte uns verarschen. Das hat uns aufgestachelt, wir haben das Letzte gegeben“, entsinnt sich Leo Lainer. „Er hat von der schlechtesten Mannschaft, gegen die er je gespielt hat, gesprochen“, erinnert sich Klubpatron Quehenberger. „Dem Sauhund habe ich vergönnt, wie es dann gekommen ist“, lacht der heute 83-Jährige herzhaft. Auch Winnie Schäfer lehnte sich vor dem Rückspiel im Wildparkstadion weit aus dem Fenster. „In 20 Minuten ist alles erledigt“, tönte der Cheftrainer des KSC.
Doch auch die Austrianer waren in puncto Psychospielchen nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen. Manager Toni Pichler (Quehenberger: „Ich muss mich bei ihm und Rudi Mirtl für alles bedanken, wir waren eine verschworene Gemeinschaft“) ließ schon vor dem Rückspiel Karten für das Finale drucken, Pongauer Fans ließen Kapperl mit ihrem Wunschresultat bedrucken: 1:1! In Karlsruhe konnten sie ihr Glück kaum fassen. Adi Hütter bediente Nikola Jurcevic, der spielte einen idealen Pass auf Hermann Stadler – und dieser stellte in Minute 13 auf 1:0!
Einheit auch beim Feiern
„Ich hatte vor dem Spiel mit meiner Tochter Nadine telefoniert. Sie war nicht ganz vier Jahre alt und bat mich: ,Papa, bitte schieß’ ein Tor für mich.’ Dass ich getroffen habe, war wie im Märchen“, sagt Stadler ergriffen. Für den 62-jährigen Oberndorfer, der heute Österreichs U16-Nationalteam betreut, war es „zu hundert Prozent“ der wichtigste Treffer seiner Karriere. Kein Wunder, beförderte er Salzburg doch ins Endspiel, da der KSC durch Rainer Krieg nur noch zum 1:1-Endstand kam. Die Pongauer Fans hatte den richtigen Riecher, ihre Cappys avancierten zum Hit.
Nach dem Schlusspfiff wurde es flüssig: Erst im Entmüdungsbecken, dann bei der Aufstiegsfeier. In der Kabine wurde gesungen: „Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei!“ „Wir waren auch im Feiern eine Einheit“, grinst Heimo Pfeifenberger. In der Heimat wurde das Team von Tausenden Fans empfangen, die Feuerwehr musste die Rollbahn freispritzen, damit die Stars durchkamen. Fußball-Österreich lag den Austrianern zu Füßen. Und träumte vom ganz großen Coup im Finale gegen Inter.
Teil 7:
Bestechungsversuche vor dem Heimspiel gegen Inter
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