Politologe Samorukow:
„Höflinge füttern Putins Wahnvorstellungen“
Moskaus Sicherheitsapparat steht in diesen Tagen zum Schutz von Präsident Wladimir Putin unter Strom. Für Dienstag ist seine fünfte Amtseinführung geplant. Noch gerät das System nicht ins Wanken. Putin lebe „in einem engen Kreis unterwürfiger Höflinge“, sagte der Politologe Maxim Samorukow von der US-Denkfabrik Carnegie jetzt.
Diese Höflinge würden seine „Vorurteile, Ressentiments und Wahnvorstellungen nur füttern.“ Falsche Entscheidungen könnten da zum Zusammenbruch des Systems führen, sagte Samorukow. „Jeden Moment kann alles aus den Fugen geraten.“ Die Gefahr gehe demnach vom inneren Kern selbst, nicht von Putins Gegnerinnen und Gegnern aus, da die Opposition zersplittert sei.
Machtapparat strotzt vor Selbstbewusstsein
Im dritten Jahr des Kriegs in der Ukraine strotzt Putins Machtapparat vor Selbstbewusstsein. Die westlichen Sanktionen konnten bisher weder die russische Kriegsmaschinerie stoppen, noch das Land wirtschaftlich in die Knie zwingen. Der Präsident hat immer wieder erklärt, eine neue multipolare Weltordnung anzustreben – weg von einer Vormachtstellung der USA. Der Krieg in der Ukraine wird zum Kampf gegen die NATO und den Westen insgesamt hochstilisiert.
Putins System scheint heute unverwundbarer denn je zu sein.
Politologe Maxim Samorukow
Für Loyalität in der Bevölkerung sorgen laut Fachleuten eine gute Beschäftigungssituation und stabile Einkommen. „Putins System scheint heute unverwundbarer denn je zu sein“, sagte Samorukow. Dennoch sagen Analystinnen und Analysten, dass andere versuchen könnten, Macht an sich zu reißen. Einflussreiche Gruppen würden „sogar aktiver übereinander“ herfallen als vor dem Krieg, sagte der Politologe Andrei Perzew, ein Kollege Samorukows. Erst kürzlich wurde ein Stellvertreter des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu wegen Korruptionsvorwürfen inhaftiert (siehe Video oben).
Noch mehr Repressionen
Fachleute erwarten, dass sich die politischen Repressionen in den kommenden Jahren noch verschärfen werden. Der Kremlchef ist seit fast einem Vierteljahrhundert an der Macht. Nach der erneuten Amtseinführung am Dienstag wird er eine neue Regierung ernennen, da die bestehende traditionell ihren Rücktritt einreicht. Änderungen sind jedoch kaum zu erwarten.
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