Der israelisch-deutsche Philosoph Omri Boehm hält am Dienstag, 7. Mai, um 19 Uhr, eine „Rede an Europa“ mit dem Titel „Shadows of History, Spectres of the Present: The Middle East War and Europe’s Challenge“. Dass er sich ausgerechnet auf dem Judenplatz mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinandersetzen wird, sorgt für Wirbel. Die „Krone“ fragte Milo Rau, den neuen Intendanten der Wiener Festwochen, warum die Rede an dem Ort wichtig ist.
Seit 2019 soll die von der Erste-Stiftung initiierte Rede an Europa, quasi als Auftaktveranstaltung der Wiener Festwochen „kritische Impulse zur Gegenwart und Zukunft Europas“ liefern.
Dass sich in diesem Jahr der israelisch-deutsche Philosoph Omri Boehm in seiner Rede ausgerechnet auf dem Judenplatz mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinandersetzen wird, war dem Sponsor zu heikel – er zog sich zurück. Von Ariel Muzicant, ehemaliger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, erfuhr man daraufhin, dass er aus Protest gegen die Rede Eier werfen würde, „wäre er 30 Jahre jünger“.
Ein Auftritt Boehms in der „ZIB 2“ war die Folge, wo der 45-Jährige konterte: Muzicant sei respektlos, wenn er jüngere Leute animiere, vor dem Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah Eier zu werfen. Zudem untermauerte Boehm einmal mehr seine Ansicht, der Nahostkonflikt könne nur durch eine israelisch-palästinensische Föderation beigelegt werden, auch wenn dies aktuell schwer vorstellbar sei. Eine Zwei-Staaten-Lösung ist für ihn aus verschiedenen Gründen unrealistisch.
Am Austragungsort halten die Wiener Festwochen fest: „Omri Boehm ist ein brillanter deutsch-israelischer Philosoph, der unsere Europa-Rede, die traditionell auf dem Judenplatz stattfindet, halten wird“, erklärt Milo Rau, Intendant der Wiener Festwochen gegenüber der „Krone“, „vor sechs Wochen hat er den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhalten. Diesem weltweit gefeierten humanistischen Philosophen, dessen Botschaft die Verständigung ist, gerade in Wien zu sagen, „Sie dürfen hier nicht am Judenplatz sprechen“, halte ich für unmöglich. Es ist die absolut falsche Botschaft in einer Zeit, in der jeder, der für Zuhören und gegen die Extreme plädiert, mundtot gemacht wird. Als Festival sehen wir es als unsere Aufgabe, den Raum der demokratischen Debatte, für den die Rede an Europa sinnbildlich steht, offenzuhalten.“
In Sachen Eierwerfer ist man gewappnet: „Wir sind schon seit der Planungsphase in enger Abstimmung mit den Experten des Innenministeriums in Sachen Sicherheitsvorkehrungen. So wie bei den vergangenen Reden an Europa auch“.
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