„Krone“-Kommentar

Der Nahost-Konflikt ist bei uns angekommen

Kolumnen
07.05.2024 07:00

Bruch des Jochbeins und der Augenhöhlen, Hämatome im ganzen Gesicht: So schwer verletzten vier junge Männer in Dresden den SPD-Politiker Matthias Ecke, als dieser gerade Wahlplakate aufhängte. Der Europa-Abgeordnete wurde notoperiert, bei unseren Nachbarn herrscht Entsetzen über die Brutalität, mit der die Schlägertruppe vorgegangen war. Es ist bereits der sechste tätliche Angriff auf deutsche Politiker in diesem Jahr – von Beschimpfungen, Drohungen und Brandstiftung einmal abgesehen.

Was sich am Montag vor der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in der Wiener Innenstadt abspielte, ist zwar glimpflich ausgegangen, stellt jedoch eine neue Stufe der Eskalation und Gewalt im öffentlichen Raum dar. Bei der internationalen Konferenz gegen Antisemitismus versuchte ein Aktivist den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler mit blutroter Farbe zu beschütten.

Kunstblut-Attacke auf Teilnehmer der European Conference on Antisemitism in Wien (Bild: Mena-Watch)
Kunstblut-Attacke auf Teilnehmer der European Conference on Antisemitism in Wien

Meinungsverschiedenheiten, Wut und Hass finden immer öfter den Weg aus dem Netz in die reale Welt. Mit der Attacke auf eine so wichtige Konferenz ist der Nahost-Konflikt endgültig bei uns angekommen. Wenn der israelisch-deutsche Humanist und Philosoph Omri Boehm Mittwochabend am Wiener Judenplatz seine „Rede an Europa“ hält, werden die Befürworter und Gegner seiner Nahost-Vision hoffentlich erst einmal zuhören. Und sollte demonstriert werden, dann bitte friedlich.

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