Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) macht antisemitische Gruppen für das Protestcamp in Wien verantwortlich. Als Beispiele nannte sie Der Funke und die Kampagne BDS gegen Israel. Jüdische Studierende würden sich derzeit zunehmend unsicherer fühlen.
Den leidenden Menschen in Palästina würden diese Bedrohungsszenarien ebenfalls nicht helfen. „So sehr man die brutale Kriegsführung der israelischen Regierung auch kritisieren muss, darf dies jedoch niemals dazu führen, dass sich jüdische Menschen nicht mehr sicher fühlen“, teilte die Studierendenvertretung in einer Aussendung mit. Ein befreites Palästina könne nur mit einer Befreiung von der Hamas einhergehen und auch nicht das Auslöschen des jüdischen Staates bedeuten.
Noch 30 bis 40 Menschen im Camp
Wie berichtet, hatten am Montag nach einer Demonstration für Palästina etwa 100 Personen am Campus der Universität Wien am Alten AKH Zelte aufgeschlagen. Sie hatten Transparente angebracht, Palästina-Flaggen geschwungen und Parolen skandiert. Am späten Dienstagvormittag waren noch etwa 30 bis 40 Protestierende vor Ort. Die Polizei beobachtet die Kundgebung und sieht derzeit keinen Grund, sie aufzulösen. Niemand habe sich strafrechtlich verhalten, weder die öffentliche Sicherheit noch das Wohl seien gefährdet.
Forderungen wie Ende von Kooperationen
Auf der Wiese sind noch etwa zehn Zelte aufgestellt, im Hintergrund läuft orientalische Musik. Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern unter anderem, dass Hochschulen und Forschungsinstitute die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Verteidigungsfonds sowie mit Waffenherstellern einstellen. Für Rüstungs- und Militärforschung sollen keine Gelder aufgewendet werden. Die Forderungen wurden offenbar von US-Vorbildern abgekupfert und passen kaum für heimische Universitäten.
So sehr man die brutale Kriegsführung der israelischen Regierung auch kritisieren muss, darf dies jedoch niemals dazu führen, dass sich jüdische Menschen nicht mehr sicher fühlen.
Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH)
Das Team der Universität Wien hat sich am Abend distanziert. Die Darstellung sei einseitig und intolerant. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sagte, dass es „an Österreichs Universitäten keinen Platz für Antisemiten und Extremisten gibt.“
„Es gibt durchaus das Potenzial, dass sich das weiter verschärft“, sagte der Präsident der Jüdischen Österreichischen HochschülerInnenschaft (JÖH), Alon Ishay. Es sei natürlich erlaubt, gegen Krieg zu demonstrieren, „aber wer ‘Bomb Tel Aviv‘ oder ‘Intifada‘ schreit, ruft nicht für Frieden, sondern zur Ermordung von Jüdinnen und Juden auf.“ Auch beim Protestcamp in Wien seien am Montag Flugblätter mit Aufrufen zu gewaltsamen Aufständen gegen Israel verteilt worden.
Juden geben sich oft nicht zu erkennen
Bereits vor dem Hamas-Angriff am 7. Oktober haben es laut Ishay viele vermieden, sich an der Universität als jüdische Studierende erkennen zu geben. Im Alltag komme der Antisemitismus vor allem von linker Seite. In anderen europäischen Ländern, in denen es ebenfalls Proteste gibt, hätten jüdische Studierende bereits Angst vor verbalen und körperlichen Übergriffen.
Jene, die sich jetzt mit der palästinensischen Bevölkerung solidarisch zeigten, sollten vielleicht einmal schauen, wer hinter den Protesten stehe und ob sie nicht manipuliert würden, sagte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger am Dienstag.
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