Versteckte Kamera
Putins Prunkpalast hat sogar Thron und Aquadisco
Das Team des in Haft verstorbenen Kreml-Gegners Alexej Nawalny lässt sich durch keine Repressalien aufhalten und hat es nun sogar geschafft, sich mit einer versteckten Kamera in den berüchtigten, am Schwarzen Meer gelegenen protzigen Palast des russischen Präsidenten Wladimir Putin einzuschleusen. Dabei ist jede Menge Bildmaterial entstanden, das vor Augen führt: Der Kreml-Herrscher ist noch größenwahnsinniger als gedacht.
Es war ein riesiger Skandal. Im Jahr 2021 postete Nawalnys Team kurz nach Alexejs Inhaftierung ein zwei Stunden langes Video mit dem Titel „Ein Palast für Putin. Die Geschichte der größten Bestechung“. In einer groß angelegten Recherche wurde der superteure Geheimpalast des Staatschefs wortwörtlich auseinandergenommen. Das Gelände umfasse insgesamt 7800 Hektar und sei damit 39-mal so groß wie Monaco, hieß es von Nawalnys Team. Es gebe unter anderem eine Kirche, ein Amphitheater und einen Hubschrauber-Landeplatz.
Noch im selben Jahr behauptete der Oligarch Arkadi Rotenberg, dass er der Besitzer dieses umstrittenen Anwesens sei. Es sei jedoch kein Palast, sondern ein „Apart-Hotel“, versicherte er. Journalisten versprach er damals, dass er sie in ein bis zwei Jahren einladen würde und sie sich dann selbst ein Bild von dieser „Schönheit“ machen könnten. Aber selbst dreieinhalb Jahre später war dieses „Apart-Hotel“ auf keiner einzigen Buchungsplattform auffindbar. Auch von der Einladung fehlte jede Spur. Vielmehr entstand der Eindruck, dass es diese Anlage in Wahrheit gar nicht gibt.
„Putin bestiehlt Kinder und Kranke“
2010 schilderte einer der wichtigsten Mitwirkenden am Geheimpalast-Projekt, Sergej Kolesnikow, wie der 100 Milliarden Rubel teure Koloss offenbar finanziert wurde. Demnach hätten Putins Leute darum gebeten, einen Beitrag für den Kauf medizinischer Geräte zu spenden. Tatsächlich seien diese Mittel in das gigantische Bauwerk geflossen. „Das ist typisch Putin – er bestiehlt Kinder und Kranke“, schrieb Nawalnys Team dazu.
Nach dem großen Skandal wollte es sich Putin anscheinend dennoch nicht nehmen lassen, in dem Palast zu wohnen. Vielmehr dürfte er versucht haben, mit angeblichen Übertragungen des Eigentums seine Spuren zu verwischen. Zumal ein hauseigener Striptease-Club, eine Aquadisco und ein Privatcasino sich vor Putins Beteuerungen, er sei Verfechter „traditioneller Werte“, nicht sonderlich gut machen. Für eher weniger Sympathie dürfte bei dem ärmlichen Volk auch sorgen, dass allein eine Klobürste im Palast 60.000 Rubel (ca.600 Euro – ein durchschnittlicher russischer Monatslohn) wert ist.
Die Residenz kann aber noch mit weit mehr aufwarten, wie nun neue mit einer versteckten Kamera aufgenommene Bilder belegen. Diese Allee führt zum Haupteingang des Palasts. Nawalnys Team vergleicht den Anblick zynisch mit einem Wettbewerb, bei dem es darum geht, eine maximale Anzahl an Statuen pro Quadratmeter unterzubringen.
Die legendäre Aquadisco
Nun geht es zur legendären Aquadisco des Präsidenten, die unter den Russen bereits in der Vergangenheit für jede Menge Aufruhr und Spekulationen gesorgt hatte. Wie das Foto offenbart, ist sie bereits mit Wasser gefüllt. Sie sei deutlich größer als angenommen. Die daneben eingerichtete Bar verfüge bereits über jede notwendige Technik, um es bei der nächsten Party ordentlich krachen zu lassen.
Weiter geht es ins Hallenbad, das verrückte Kronleuchter aus Kristall zieren.
Laut Nawalnys Team dürfte der Kreml-Chef eine Vorliebe dafür haben, sich auf unterschiedlichste Arten zu waschen. Dementsprechend verfügt die Residenz unter anderem über eine waagrechte Liegedusche sowie unterschiedlichste Whirlpool-Badewannen.
Auch Putins Wohnzimmer können mit einer ordentlichen Vielfalt aufwarten, wie etwa einem Musik- und einem Lesesaal. Allein dieser Kronleuchter kostet laut dem Investigativnetzwerk „Proekt“ ganze 50 Millionen Rubel (ca. 500.000 Euro).
Palasteigene Kirche mit Thron
Am meisten ist Nawalnys Team jedoch die palasteigene Kirche ins Auge gestochen. Denn diese verfügt sogar über einen Thron für den Kreml-Herrscher:
Nun geht es in Putins Schlafzimmer. Wie „Proekt“ nachweisen konnte, schläft der Präsident in einem sechs Millionen Rubel (ca. 61.000 Euro) teuren Bett. Allein dieses Möbelstück kostet demnach so viel, wie die Kompensationszahlungen für zwei in der unter Beschuss stehenden Grenzstadt Belgorod Gefallene.
Jede Menge TV-Beschallung
Auffallend ist, dass Putin über unglaublich viele TV-Geräte verfügt. Sogar im Badezimmer und im Schlafzimmer dürfte er sich dem Fernsehen hingeben.
Wie die nun veröffentlichte Untersuchung zeigt, hat Putin auch einen persönlichen Schießstand. Dieser dürfte über Attrappen verfügen, auf denen Bilder seiner Feinde aufgeklebt werden können.
Personal darf sich keinen Luxus erwarten
Während der Präsident in Saus und Braus lebt, wird das Personal, das die Residenz errichtet und instand hält, gar nicht gut behandelt. Wie die Kamera festhalten konnte, müssen sich die Angestellten mit dieser schäbigen, schmutzigen WC-Anlage zufriedengeben.
Die Türen und Wände sind bekritzelt. „Alexej, du hattest recht“, heißt es darauf:
„Genau so ist Russland gestrickt“
„Und genau so ist Russland gestrickt. Er (Putin, Anm.) hat einen riesigen Palast, den Traum jedes Diktators, der stehlen und treiben kann, was er will. Der Palast wird hingegen von gewöhnlichen Menschen gebaut, von gewöhnlichen fleißigen Arbeitern, die sich für einen Hungerlohn abrackern und nicht einmal Anspruch auf eine normale Toilette haben. Sie durchschauen die Lügen, die Märchen aus dem Fernsehen … Sie wissen genau, für wen sie diesen Palast bauen. Und, dass Alexej (Nawalny, Anm.) völlig recht hatte“, schreibt sein Team.
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