Die Signa-Pleite hat bekanntlich nicht nur zu mehreren Insolvenzverfahren, sondern auch zu strafrechtlichen Ermittlungen gegen Immobilien-Jongleur René Benko geführt. Die Staatsanwaltschaften in Wien, München und Liechtenstein sind involviert. Dabei ist ein von Vertrauten des Tirolers aufgebautes „Immo-Schattenreich“ offenbar gänzlich unbemerkt geblieben – bis jetzt!
Laut Recherchen des „Handelsblatts“ haben einige von Benkos engsten Vertrauten unter dem Dach der Laura Privatstiftung – im Jahr 2006 von René Benko und seiner Mutter gegründet – „ein Schattenreich an Immobilien aufgebaut“. Diese Konstrukte befinden sich dem Vernehmen nach außerhalb der Signa Holding.
Das Portfolio, das für die Familie Benko aufgesetzt worden sein soll, beinhalte Altbauten in Chemnitz, Halle und Leipzig, aber auch Villen in Österreich bis zum äußerst gefragten Berliner Schokoladenhaus. Das Objekt mit 6000 Quadratmetern Grundfläche biete seinem Eigentümer „langfristig ein hohes Wertsteigerungspotential“, hieß es 2019 in einer Pressemitteilung des Immobilienmaklers Savills anlässlich eines Besitzerwechsels des als „Charlotte“ bekannten Gebäudes in Berlin-Mitte. Als neuer Eigentümer wurde damals lediglich eine nicht näher erläuterte „Stiftung“ genannt.
Gläubiger könnten „Parallelreich“ ins Visier nehmen
Dieses „Parallelreich“ sei bisher vom Signa-Chaos vollkommen unberührt geblieben. „Das könnte sich aber bald ändern“, schreibt das „Handelsblatt“ und deutet an, dass Gläubiger mittlerweile auch zwei Firmenzweige der Laura Privatstiftung ins Visier genommen hätten. Ein Name taucht im Zuge der Recherchen immer wieder auf: „Unterschriften-August“ Marcus Mühlberger, über den krone.at schon mehrfach berichtete. Der 61-Jährige war einst Finanzchef der Raiffeisen Bank. 2003 heuerte der Österreicher bei der Signa Holding an und stieg rasch zu einem der mächtigsten Männer in Benkos Reich auf. Er soll in mehr als 100 Firmen Geschäftsführer oder Gesellschafter sein – und eben auch in die Laura Privatstiftung involviert sein, was viele Investoren als möglichen Interessenskonflikt werten könnten.
Aus Unterlagen, die dem „Handelsblatt“ vorliegen, soll hervorgehen, dass Benko sich noch vor wenigen Jahren „persönlich“ über die Geschäfte der Firmen und Joint Ventures mit Verbindung zur Privatstiftung erkundigt hatte. Doch wer die tatsächlichen Begünstigten sind, ist nach wie vor nicht ganz klar. Laut Stiftungsurkunde handelt es sich dabei um enge Familienangehörige René Benkos. Er selbst will aber nicht dazu zählen.
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