Die ÖVP liegt in Innsbruck am Boden, aber man erkennt nur schwer Versuche, dass man sich aufbäumen will. Im Vergleich aller Landeshauptstädte ist die Tiroler VP das Schlusslicht.
Dreieinhalb Wochen sind vergangen, seit die Partei „Das neue Innsbruck“ (der Zusammenschluss von ÖVP, Für Innsbruck und Seniorenbund) bei der Gemeinde- und Bürgermeisterwahl die wohl schlimmste und in diesem Ausmaß niemals befürchtete Niederlage einstecken musste. Eine „Wähler-Watsche“, wie sie eher selten ist. Das wird um so deutlicher, wenn man zurückblickt auf die Gemeinderatswahl 2018.
Damals kamen „Für Innsbruck“ auf 16,15%, die ÖVP auf 12,25% und der Seniorenbund auf 2,7% – ergibt in Summe 31,1%. Eins plus eins ergibt aber nicht immer zwei – vor allem, wenn die Variable „Wähler“ hinzukommt und unterschätzt wird. Und so kam für diese „neue Partei“ unterm Strich kein „30er“, sondern einer der schwärzesten Wahltage in der Geschichte heraus: 10,15% – also gerade noch zweistellig.
Debakel und enorme Kosten
Seitdem ist diese Partei auf Tauchstation, womöglich nach wie vor noch in Schockstarre verfallen, was mehr als verständlich wäre. Zum Ergebnisdebakel kommen die Kosten des Wahlkampfes hinzu, die augen- und wahrscheinlich weit über jenen der anderen Parteien lagen (man munkelt von 1,3 Mio. Euro). Diese müssen aber ja auch irgendwie abgestottert werden. Das ist bei wenigen Mandataren aber so ähnlich wie die Quadratur des Kreises.
Nun ist „Das neue Innsbruck“ schon oft genug in den negativen Schlagzeilen gewesen. Dadurch wurde ein wesentlicher Blick, nämlich jener auf die Landes-ÖVP vielleicht etwas „getrübt“. Nur mehr knapp 10% in einer Landeshauptstadt zu haben, ist nicht nur fatal, sondern Tiroler Spezialität.
Tiefpunkt bei Landeshauptstädten
Das zeigt ein aktueller Vergleich der jüngsten ÖVP-Ergebnisse bei Gemeinderatswahlen in allen anderen Landeshauptstädten. An der Spitze liegt da Eisenstadt, wo die ÖVP bei der Wahl 2022 auf satte 53% kam. Dann folgen ältere Wahlen und weniger tolle Ergebnisse für die ÖVP, aber alle besser als jenes in Innsbruck. Die Reihung sieht so aus (in Klammer das Wahljahr): Bregenz 39% (2020), Graz 25,9% (2021), St. Pölten 22,8 (2021), Klagenfurt 22,5 (2021), Wien 20,4% (2021) und Linz 18,1% (2021). Gewählt wurde freilich auch heuer in Salzburg. Und da kamen die Schwarzen auf 20,8% – also prozentuell auf doppelt so viele wie in Innsbruck.
Noch bei der Landtagswahl im September 2022 hatte die Volkspartei in Innsbruck 20,6% der Stimmen (in Summe 10.339) erhalten, war damit die Nummer eins, gefolgt von SPÖ (18,9%), Grüne (18%) und FPÖ (17,5%). Dieses Mal waren es trotz des Zusammenschlusses nur mehr 6073 Kreuzerl für „Das neue Innsbruck“.
Die entscheidende Frage lautet somit: Was planen die ÖVP-Macher nach diesem Desaster in der Tiroler Landeshauptstadt? Da dürfte eigentlich kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. Aber gefühlt, zumindest nach außen, passiert kaum etwas, geht alles so seinen Weg weiter wie bisher.
Fokus auf Nationalratswahl?
Das heißt in der Praxis: Jene, die der Partei immer brav schöne Augen machten und machen, werden auch künftig nicht unberücksichtigt bleiben – siehe die aktuelle Listenerstellung in den fünf Tiroler Regionalwahlkreisen (7A bis 7E) für die Nationalratswahl. Da wurde wieder vermehrt auf Bünde sowie auf Männlein und Weiblein Rücksicht genommen und weniger auf Signale der Erneuerung, des Mutes und des Umbaus. Diesen eingeschlagenen Weg als richtig einschätzen kann man wohl nur, wenn man ihn mit geschlossenen Augen geht.
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