Mitten im Wahlkampf wird die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Die 23-Jährige unterschrieb eine Unterlassungserklärung, keine Gerüchte über eine ihrer ehemalig besten Freundinnen zu verbreiten. In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz nahmen die Grünen am Mittwochmorgen dazu Stellung – sie orten eine „hemmungslose Kampagne“ gegen die junge Politikerin.
Über die Affäre hatte der „Standard“ am Dienstagabend berichtet. Schilling habe behauptet, eine ihrer Freundinnen sei von ihrem Gatten geschlagen worden, sodass die Betroffene sogar eine Fehlgeburt erlitten habe.
Sie unterschrieb daher eine Unterlassungserklärung und verpflichtete sich dazu, mehrere Äußerungen in Zukunft zu unterlassen – siehe dazu auch das Posting von Schilling-Anwältin Maria Windhager auf Twitter:
Grüne machen Schilling die Mauer
Auch weitere private Gerüchte und ein zweifelhaftes Verhältnis zur Wahrheit wurden im „Standard“ thematisiert (siehe weiter unten). Nach der Veröffentlichung der Vorwürfe riefen die Grünen am Mittwochmorgen eine Pressekonferenz ein. Neben Schilling waren Grünen-Chef Werner Kogler, die stellvertretenden Bundessprecher Leonore Gewessler und Stefan Kaineder sowie Klubobfrau Sigrid Maurer vor Ort.
Schilling erklärte, anhand von Gerüchten und Behauptungen werde ihr Charakter infrage gestellt. „Was ich angeblich gesagt oder getan habe, hat aber nichts mit Politik zu tun“, so die Politikerin. Man ziehe Kritik gegen sie „auf eine persönliche Ebene“. „Ich werde mich dazu aber nicht aus dem Konzept bringen lassen“, erklärte Schilling, ihre Kandidatur fortzusetzen. „Ich will Dinge bewegen. Statt darüber zu reden, werden Gerüchte über meinen Charakter gestreut.“
Kogler ortet sexistische Hintergründe
Kogler erklärte: „Wir lassen uns nicht von Gerüchten aufhalten“ und bezeichnete die Vorwürfe als „anonymes Gefurze“. Er vermutete, dass Schilling angegriffen wurde, weil sie eine Frau ist. „Es war zu befürchten, dass der Wahlkampf schmutzig wird. Und vor allem dann, wenn eine junge und intelligente Frau den Schritt in die Politik wagt“, sagte der Vizekanzler.
Anonymes Gemurkse und Gefurze.
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne)
„Auf dieser Ebene und dieser Dimension“ seien Männer von solcher Kritik nicht betroffen. Er ortete „Hörensagen“ hinter den Vorwürfen und stärkte der grünen EU-Spitzenkandidatin den Rücken.
Gewessler ortet „hemmungslose Kampagne“
Gewessler betonte, sie sei vor ihrem Schritt in die Politik gewarnt geworden: „Politik ist ein schmutziges Geschäft“, auch ihr seien viele „Grauslichkeiten“ passiert. Es schockiere sie jedoch, wie „hemmungslos [...] die Kampagne“ gegen Schilling geführt werde. „Lena, du bist eine großartige Frau und du bist die richtige Spitzenkandidatin“, erklärte die Ministerin, dass sie von der 23-Jährigen weiterhin überzeugt sei.
Schilling: „Sorgen um Freundin“ gemacht
Konkret auf die erhobenen Vorwürfe angesprochen, sagte Schilling: „Es ist nicht sinnvoll, sich an weiteren Gerüchten zu beteiligen.“ Sie wolle sich stattdessen auf Inhalte konzentrieren. Über private Dinge möchte sie sich nicht äußern, weil sie keine politische Relevanz hätten. Auf erneute Nachfrage begründete sie, wie es zu der Unterlassungserklärung kam. Sie habe sich „Sorgen um meine Freundin“ gemacht.
Auch Kogler erklärte, man wolle nicht auf die konkreten Vorwürfe eingehen, da man keine Gerüchte kommentieren möchte. Maurer sprach von einer „Schmutzkübelkampagne“.
In „Standard“ war ein sehr ungünstiges Charakterbild Schillings gezeichnet worden. Man habe mit rund 50 Personen aus dem Umfeld Schillings gesprochen. Die 23-Jährige habe „viele Menschen verärgert oder verletzt und einige sogar in existenzbedrohende Schwierigkeiten gebracht“, stellte die Zeitung fest. Auch ein Journalist war davon betroffen – der Arbeitgeber prüfte die Vorwürfe und konnte nach Auswertungen von Chats kein Fehlverhalten nachweisen.
Schilling soll Affären und Belästigungen erfunden haben
Zudem habe Schilling ein Verhältnis mit einem TV-Journalisten erfunden, diesem auch weitere Affären „mit anderen Grünen“ angedichtet. Nach reiflichen Überlegungen habe der Betroffene von einer Klage abgesehen, um nicht mehr Staub aufzuwirbeln.
Wie nun bekannt wurde, war sie auch in den Rücktritt des Abgeordneten Clemens Stammler involviert: Dieser hatte im Vorjahr eine junge Aktivistin belästigt und einen Journalisten während einer Party im Club U4 in Wien verletzt. Bei dem mutmaßlichen Belästigungsopfer handelte es sich demnach um Schilling, die Stammler erst zu dem Event eingeladen hatte, aber dann schlecht über ihn geredet habe. Daraufhin sei ihr alkoholisierter Parteikollege handgreiflich geworden.
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