Netzbetreiber in Sorge

„Ausbau der Stromnetze geht viel zu langsam voran“

Wirtschaft
08.05.2024 19:36

Will man tatsächlich weg von Öl und Gas kommen und die Klimaziele erreichen, braucht es einen massiven Ausbau der heimischen Stromnetze. Denn diese seien schon jetzt am Ende ihrer Kapazitäten. Der Übertragungsnetzbetreiber APG will daher bis 2033 gut neun Milliarden Euro investieren. Doch immer noch seien die Hürden riesig – was den Ausbau bremst, kritisiert das Management.

„Wir bekommen einfach die Genehmigungen nicht, um das Netz auszubauen“, erklärt APG-Vorstand Gerhard Christiner und untermauert es mit einem Beispiel. So forciert etwa die Voestalpine derzeit die Dekarbonisierung. Den positiven Bescheid dazu für einen Leitungsausbau gab es im März 2023. Seither sei nichts weitergegangen, weil diverse Einsprüche, etwa zum Artenschutz, alles lahmlegen. „Will man den Klimaschutz, dann muss man es zügiger machen“, so Christiner.

Er vermisst hier ein klares Bekenntnis der Politik. Denn während in anderen Ländern wie zum Beispiel Deutschland schon „Beschleunigungsmaßnahmen“ gesetzt wurden, tut sich bei uns nur wenig. Zum Beispiel ist das dafür wichtige Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) nach wie vor nur ein Entwurf und noch weit von einem Beschluss im Parlament entfernt. Ohne dieses Gesetz, das dem Klimaschutz Priorität gibt, würden Verfahren weiterhin viel zu lange dauern. „Wir brauchen hier ein breites politisches Kommittent. Aktuell geht der Netzausbau bei uns viel zu langsam“, betont APG-Vorstand Thomas Karall. 

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Die Verdoppelung der Netzkapazitäten ist notwendig.

(Bild: Reinhard Holl)

APG-Vorstand Gerhard Christiner

Bedarf des Netzausbaus ist enorm, APG plant neun Milliarden Euro
„Wir haben die Reserven im Stromnetz sukzessive aufgebraucht“, erklärt Christiner. Man spüre es auch daran massiv, dass Netzzugänge beschränkt oder sogar abgelehnt werden. Die geplanten Dimensionen der Erneuerbaren für die Energiewende seien gewaltig. Will man die ambitionierten Ziele erreichen, muss man die installierte Leistung an Wind, Sonne & Co. verdreifachen. „Das bedeutet für die Netze mindestens eine Verdoppelung der Kapazitäten“, betont Christiner.

Die APG investiert bis 2033 jedenfalls neun Milliarden Euro. Neben dem Leitungsbau fließt viel Geld in Umspannwerke, damit das Einspeisen von Strom aus Photovoltaik oder Wind überhaupt möglich ist.

West-Ost-Leitungen als Nadelöhr
Einer großen Bedeutung kommt auch der Leitungsausbau zwischen West- und Ost-Österreich zu. Aktuell seien 85 Prozent der Wind- und PV-Kapazitäten im Osten des Landes installiert. Aber im Westen befinden sich die wichtigen Pumpspeicherkraftwerke, die bis 2030 rund 7000 Megawatt (MW) Kapazität aufweisen werden. Die Übertragungsleitungen von West nach Ost haben jedoch aktuell mit 3000 MW weniger als die Hälfte an Kapazität.

Investitionen bringen eine hohe Wertschöpfung
Die neun Milliarden Euro, die in die Netze fließen, seien eine große Summer. „Wenn wir es mit den Klimazielen ernst nehmen, ist es allerdings alternativlos“, betont Christiner. Außerdem ginge es um Investitionen für viele Jahrzehnte. „Der Nutzen wird auf Generationen umgelegt“, fügt Karall hinzu. 

Nicht vergessen darf man auch die hohe konjunkturelle Wirkung des Neun-Milliarden-Euro-Pakets. Laut einer Economica-Studie werden damit nicht nur 90.000 Jobs bis 2033 geschaffen, sondern insgesamt eine Wertschöpfung von stolzen 6,6 Milliarden Euro generiert. Ganz zu schweigen von den Steuereinnahmen, die bei neun Milliarden Euro Investitionen laut Economica-Chef Christian Helmenstein stolze 2,8 Milliarden Euro ausmachen.

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