Er hat das österreichische Wissenschaftssystem sowohl als international renommierter Biochemiker als auch als Minister geprägt. Nun ist Hans Tuppy im Alter von 99 Jahren gestorben.
Am 22. Juli hätte der gebürtige Wiener seinen 100. Geburtstag gehabt, laut Parte ist er bereits am 24. April verstorben. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) würdigte Tuppy als „großartigen Denker und Visionär“. Für Bundespräsident Alexander Van der Bellen war der Verstorbene ein Biochemiker „von Weltrang, der ungeachtet seiner wissenschaftlichen Erfolge auch als Gestalter seine Spuren hinterließ“.
Tuppy absolvierte eine bemerkenswerte hochschulpolitische Karriere und hat als Forscher international reüssiert. Sein breiter wissenschaftlicher Beitrag reichte von der Aufklärung der Insulin-Struktur bis zur Biochemie der Blutgruppensubstanzen. Tuppy hat als junger Wissenschaftler an nobelpreiswürdigen Entwicklungen mitgewirkt und in der „österreichischen Universitätswüste“ der 1950er-Jahre mit dem Institut für Biochemie der Uni Wien eine „kleine Oase“ geschaffen, wie es der Biochemiker Gottfried Schatz einmal formuliert hat.
Der Ruf der Politik
Das österreichische Wissenschaftssystem hat er als Rektor der Universität Wien, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und als Minister mitgeprägt. Stufe um Stufe kletterte Tuppy die akademische Karriereleiter hinauf. 1970 bis 1972 war er Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1974 wurde er zum Präsidenten des 1967 gegründeten Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gewählt, eine Funktion, die er bis 1982 innehatte.
1983 wurde Tuppy für zwei Jahre zum Rektor der Uni Wien gewählt, gleichzeitig stand er der Rektorenkonferenz vor. 1985 folgte die Wahl zum Präsidenten der ÖAW, eine Funktion, die er 1987 frühzeitig aufgab, um dem Ruf der ÖVP auf den Posten des Wissenschaftsministers zu folgen. Zwei Jahre später (1989) musste Tuppy im Zuge einer ÖVP-Regierungsumbildung den Ministersessel für Erhard Busek räumen.
Bis ins hohe Alter aktiver Wissenschaftler
Er zog sich wieder in den universitären Alltag zurück, bis er im Alter von 70 Jahren emeritierte. Doch auch danach bot er weiterhin Vorlesungen und Prüfungen an. Noch im Jahr 2022 leitete Tuppy eine Findungskommission, die die Wahl des neuen ÖAW-Präsidenten vorbereitet hat.
Für sein Lebenswerk erhielt Tuppy zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter Ehrendoktorate, das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst sowie den Wittgensteinpreis der Österreichischen Forschungsgemeinschaft. Sein Beitrag zur Biochemie und Molekularbiologie wird auch durch die jährlich stattfindenden „Hans Tuppy-Lectures“ gewürdigt.
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