Am Wiener Heldenplatz wurde am Mittwochabend die Befreiung vom Nationalsozialismus gefeiert. Für Bundespräsident Alexander Van der Bellen war die Stimmung aber durch antisemitische Vorfälle in den vergangenen Monaten getrübt.
„Wir müssen Judenhass und Antisemitismus mit null Toleranz entgegentreten. Entschieden. Jeden Tag. Überall“, sagte Van der Bellen in seiner Rede. Hinter den Statistiken zu antisemitischen Übergriffen stünden Menschen, die beschämt, beschimpft und im schlimmsten Fall auch körperlich attackiert würden. „Jüdisches Leben gehört zu Österreich und ganz besonders gehört jüdisches Leben zu unserer gemeinsamen Heimat Wien.“
Recht allein schützt nicht vor Ungerechtigkeit.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Recht und Gerechtigkeit – der Schwerpunkt der diesjährigen Feier – seien während des Nationalsozialismus häufig in keinerlei Beziehung mehr zueinander gestanden, sagte der Bundespräsident. So waren etwa die sogenannten Nürnberger Rassegesetze oder Verordnungen geltendes Recht, die Jüdinnen und Juden das Sitzen auf Parkbänken verboten. „Recht allein schützt nicht vor Ungerechtigkeit.“ Es sei wichtig, für Werte der liberalen Demokratie oder gleiche Chancen für alle einzutreten.
Zeitzeugin: „Dass das nicht wieder vorkommt“
Höhepunkt des Fests der Freude war die Rede von Zeitzeugin Rosa Schneeberger aus der Volksgruppe der Sinti. Sie wurde 1941 im Alter von fünf Jahren mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern verhaftet und in das sogenannte „Zigeuner-Anhaltelager“ Lackenbach deportiert. Dort wurde ihr Großvater in einem Massengrab verscharrt.
Rosa Schneebergers Vater wurde nach Deportationen nach Dachau, Buchenwald und Mauthausen schließlich ebenfalls nach Lackenbach gebracht, weil die Aufseher dort Musiker zur Unterhaltung suchten. Er schaffte es auch, dass seine Familie – anders als so viele Verwandte im Lager – nicht umgebracht wurde. 1945 wurde das Lager schließlich von sowjetischen Truppen befreit.
Erst seit Kurzem gibt Rosa Schneeberger ihre Erlebnisse in diesen vier Jahren als Zeitzeugin weiter, auch wenn es eine große Belastung sei, sagte die 88-Jährige – „dass die Jugend das hört, dass das nicht wieder vorkommt“. Das Fest der Freude wurde erstmals 2013 begangen, damals als Antwort auf das umstrittene „Totengedenken“ des Wiener Koporationsrings.
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