GUTEN MORGEN

Hassobjekte | Blaues Mitleid

Hassobjekte. „Ist die Schilling nicht ursprünglich hellhaarig?“, fragt sich einer im Posting. „Bei der Schilling ist das so: Wäre sie blond, würde es einiges erklären“, ein anderer. Es sind bitterböse Postings zum gestern in der „Kronen Zeitung“ und auf krone.at veröffentlichten Kommentar unter dem Titel „Schlammschlacht um Schilling – wem nützt das?“ Sie trage sicher Designerjeans made in Pakistan, verwende ein chinesisches iPhone, wird unter anderem unterstellt. Man müsse ihr doch „nur in die Augen sehen“, heißt es, oder, ganz besonders böse: „Hübsche Larve und schnelle Zunge sind halt nicht genug“. Doch Halt: Bei weitem nicht in allen der bis gestern Abend 2000(!) Postings zu diesem „Krone“-Kommentar wird die junge Spitzenkandidatin der Grünen zur EU-Wahl so verteufelt. „Man sollte die Verhältnismäßigkeit der Vorwürfe gegen Frau Schilling berücksichtigen“, bemüht etwa ein Poster einen Vergleich mit viel gröberen Schnitzern anderer Politiker. Auch zu lesen: „Man sollte ihr eine Chance geben, sie kann noch lernen.“ Was bleibt? Der nicht neue Eindruck, dass die Grünen, besonders deren Spitzenfrauen wie Leonore Gewessler und Sigrid Maurer (samt der gleich miteinbezogenen Deutschen Annalena Baerbock) und jetzt eben Lena Schilling besonders als Hassobjekte herhalten müssen. Da kommt der männliche Parteiobmann Kogler mit seinem unsäglichen „Furz“-Sager ja noch relativ glimpflich davon. Es bleibt die radikale Ablehnung der Grünen „mit ihrer Überheblichkeit“, wie einer postet. Warum diese Ablehnung? Es wäre höchst an der Zeit, dass sich die Regierungspartei das selbst fragt. Sonst passiert, was den Grünen offenbar viele wünschen: der Absturz!

Blaues Mitleid. Kommt sie überhaupt, wie wird sie sich verhalten? Große Fragen rund um Lena Schilling vor der großen TV-Elefantenrunde von Puls24 mit der „Krone“ und krone.tv gestern Abend. Sie kam natürlich, wollte zu den Vorwürfen aber nicht viel sagen. Sie bedaure die Missverständnisse, die Gerüchte seien so abstrakt, dass sie gar nicht darauf eingehen wolle, sagte die nun so sehr im Kreuzfeuer stehende Kandidatin der Grünen. Und versuchte abzuschließen: „Ich hoffe, dass die Causa damit vom Tisch ist.“ Bemerkenswert die Reaktionen der Mitbewerber in der EU-Wahl. Während sich die Kandidaten von ÖVP, SPÖ und den Neos maximal zurückhielten, gab sich FPÖ-Spitzenkandidat Vilimsky sogar als Schilling-Verteidiger – blaues Mitleid! Denn in der FPÖ kenne man es, wie es ist, wenn „so etwas vor Wahlen kommt“. Und Vilimsky legte auch gleich eine Spur, woher die Anti-Schilling-Kampagne komme: aus der „roten Hexenküche“. Was SPÖ-Kandidat Schieder wenig überraschend in Abrede stellt. Damit war das Thema bei der TV-Diskussion erledigt. Doch ob die Causa, wie es Schilling hofft, damit wirklich erledigt ist? Es wird garantiert weitergezündelt.

Kommen Sie gut durch den Freitag!

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