Auf dem Gemeindegebiet von St. Anton im Montafon soll sich eins das Dorf „Prazalanz“ befunden haben. Etwas oberhalb der Ortschaft stürzt der Gravestobelbach rund 30 Meter über eine Felswand.
Über eine fast senkrecht abfallende Felswand donnert das Wasser im Gravestobel in die Tiefe. Das beeindruckende Naturschauspiel befindet sich etwas oberhalb der Ortschaft St. Anton im Montafon. Direkt neben dem tosenden Wasser führt eine Stufenleiter empor. Es ist dies der Einstieg zum Klettersteig, in welchem man sich zwischen den Schwierigkeitsgraden B, C und D (mäßig schwierig bis schwierig, mit zwei sehr schweren Stellen) bewegt. Die Begehung ist nur mit entsprechender Ausrüstung und bei stabilem Wetter möglich!
Der Wasserfall lässt sich aber auch ohne Kletterkünste bewundern und ist ein schönes Zwischenziel auf einer Radtour von Bludenz Richtung Montafon. Von der Alpenstadt geht es auf dem Radweg zunächst entlang der Ill nach Brunnenfeld. Ab dem Verkehrsknoten bei der Autobahnauffahrt Bludenz-Montafon fährt man auf Nebenwegen durch Lorüns, dann wieder auf dem Radweg entlang der Ill taleinwärts. Kurz nach Lorüns folgt man der Ausschilderung zum Bahnhof St. Anton im Montafon. Von dort geht es Richtung Dorfmitte zur Barockkirche Hl. Antonius der Einsiedler. Der letzte Abschnitt zum Gravestobel wird zu Fuß zurückgelegt.
Auf dem Wege von Bludenz ins Tal Montafon erscheint nicht weit von Lorüns eine grüne Halde von gleichmäßiger Senkung, gekrönt von der kleinen Kirche St. Anton. Darum heißt sie im Volksmund „Santatöner Alma“. Auf dieser Alma soll in uralter Zeit ein Dorf namens Prazalanz gestanden haben. Nach einem Bericht sei einmal der Pfarrer besorgt vor dem Pfarrhof gesessen, während die Einwohner unmäßig und frech sich der Tanzwut hingaben. Da habe das Hündlein des Geistlichen angefangen, zu winseln und hin und her zu laufen. So habe es zuletzt seinen Herren bewogen, mit ihm aus dem Dorf hinaus zu wandern. Kurze Zeit später hat dann der Berg das sündige Dorf begraben. Gemäß weiteren Erzählungen hätten zudem die Geißhirten der Umgebung vor dem Untergang der Siedlung mehrfach vergebens auf den überhängenden Fels hingewiesen.
Ein mysteriöses Dorf namens Prazalanz
Die Ortschaft St. Anton i. M. wurde zur Zeit des Erzbergbaues am Kristberg und in Bartholomäberg gegründet. Erste urkundliche Erwähnungen datieren ins Jahr 1412. Das Dorf hieß ursprünglich „Prazalanz“, wurde später aber nach dem Heiligen Antonius der Große (auch Antonius der Einsiedler) benannt, welcher als Begründer des christlichen Mönchtums gilt. Ein Hinweis auf den Namenswechsel findet sich sogar im Wappen: Es zeigt die beiden gekreuzten päpstlichen Schlüssel sowie eine Kirche, oberhalb welcher ein auf den Kopf gestellter Dreiberg (Hügel mit drei Wölbungen) abgebildet ist. Letzterer nimmt Bezug auf den Bergsturz, der sie sagenhafte Ortschaft Prazalanz einst verschüttet haben soll. St. Anton i. M. gehörte lange zu Bludenz, bevor es 1776 zu einer selbstständigen Gemeinde wurde. Noch bis ins 20. Jahrhundert wurde dort Gips abgebaut, welcher ursprünglich mithilfe von Pferdefuhrwerken ins Tal transportiert wurde, später wurden dann eine Bremsbergbahn und schließlich eine Materialseilbahn errichtet. Der Abbau wurde im Jahr 1977 endgültig eingestellt, da keine neue Konzession mehr ausgestellt wurde.
Typ: Radtour mit kleiner Wanderung
Dauer: circa zwei Stunden (von Bludenz bis St. Anton im Montafon und weiter zum Wasserfall)
Startpunkt: Bludenz (Radweg) Ausrüstung: Fahrradhelm, Schuhe mit guter Profilsohle (für den Weg zum Gravestobel), dem Wetter angepasste Kleidung, Getränk
Einkehrmöglichkeiten: in Bludenz und St.Anton i. Montafon vorhanden
Öffentliche Verkehrsmittel: Anreise mit der Bahn bis Bludenz, dann weiter mit dem Rad
Hinweis: Begehung des Klettersteigs (Schwierigkeit B, C und D) erfolgt auf eigene Gefahr – nur für Geübte mit entsprechender Ausrüstung bei stabiler Wetterlage
Gedenktafel an ein Opfer der Nationalsozialisten
Auf dem Weg zum Wasserfall folgt man von der Kirche ausgehend zunächst der Dorfstraße. Die Strecke führt an idyllischen Blumenwiesen, einem Trinkwasserbrunnen sowie einer zum Bücherschrank umfunktionierten Telefonzelle vorbei. Dort befindet sich auch ein sogenannter Erinnerungsort – eine Infotafel weist auf das Leben der 1889 in St. Anton i. M. geborenen Rosa Stüttler hin. Als Tochter einer ledigen Mutter und in ihrer geistigen Entwicklung beeinträchtigt, war bereits der Start ins Leben schwierig für sie. Rosa Stüttler wurde schließlich im Armenhaus in Bartholomäberg untergebracht und fiel später in der Anstalt Niedernhart in Linz dem „Euthanasieprogramm“ der Nationalsozialisten zum Opfer. Ihr Sterbedatum ist mit 3. September 1942 im Taufbuch ihrer Heimatgemeinde vermerkt.
Nabelmieren sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Nelkengewächse mit über 20 verschiedenen Arten. Meist handelt es sich um zarte Pflänzchen, die oft rasen- oder polsterbildend wachsen. Je nach Art bilden die Pflanzen vier bis fünf weiß gefärbte Kronblätter aus, die Blütezeit erstreckt sich für gewöhnlich von Mai bis Juli. Ein Großteil dieser Gattung ist im Gebirge oder an Standorten mit eher feuchten und humosen Böden zu finden. Abgebildet ist hier eine Moos-Nabelmiere mit vier Kronblättern.
Ein imposantes Naturschauspiel
Nach kurzem Innehalten bei der Gedenktafel geht es noch ein kleines Stückchen weiter auf der Dorfstraße, bis links der Wasserfallweg abzweigt. Dieser führt nun im sachten Anstieg an den letzten Häusern vorbei bis zum Gravestobel. Dort wechselt man auf einen etwas steileren, schmalen Waldpfad. Der letzte Teil des Weges bis zum Einstieg des Klettersteigs ist nur etwas für trittsichere Wanderer und durch ein Stahlseil gesichert. Es bietet sich auch die Möglichkeit, etwas unterhalb des Wasserfalls auf einer Holzbank Platz zu nehmen und den Ausblick auf das überaus imposante Naturschauspiel von dort zu genießen.
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