„Krone“-Kommentar

Meiner Mutter

Analysiert für die „Krone“: Andreas Mölzer

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Seit 100 Jahren Muttertag – ziemlich aus der Zeit gefallen, meinen viele progressive Zeitgenossen. Und insbesondere emanzipierte Frauen lassen sich längst nicht mehr auf die Mutterrolle reduzieren. Damit wäre nämlich das reaktionäre Motto „Frauen zurück an den heimischen Herd“ impliziert.

EINERSEITS ist der Kolumnist durchaus bei den Muttertags-Verächtern. Er braucht einen speziellen Muttertag nämlich auch nicht.

ANDERERSEITS hat er dafür doch absolut andere Gründe: Er denkt nämlich täglich, nicht nur am Muttertag, an seine vor Jahren verstorbene Mutter.

Diese, geboren 1920, war eine starke Frau, eine schöne Frau, aber zweifellos auch eine sehr schwierige Frau. Als Gurktalerin lebenslustig und energisch, aber auch sentimental, hat sie fünf Kinder und drei Enkelkinder aufgezogen. Wurde mit 16 erstens Mutter, wurde im Krieg zwischen Kärnten und Thüringen hin- und hergerissen, als Displaced Person bei Kriegsende zu Fuß zurück nach Österreich in die Kärntner Heimat.

Dann eine zweite Ehe, nachdem der erste Mann im Krieg gefallen war, die schwierigen Nachkriegsjahre, all die Probleme mit den Kindern und danach mit den Enkelkindern – und immer auf der Suche und doch für alle da. Als Gurktaler Heimatdichterin heute weitgehend vergessen. Geblieben sind ein paar Liedzeilen, „der Herrgott hat g’lacht, wie er den Kärntner hat g’macht“. Und schließlich mit 87 ein stiller Tod.