Aggressive Stimmung vor der ESC-Arena in Malmö am Samstagabend! Pro-palästinensische Gruppen protestierten vor Beginn des Song Contests lautstark vor den Eingängen und schrien hasserfüllte Parolen gegen Israel. Ein Großaufgebot bewaffneter Polizisten musste sogar Pfefferspray gegen die Demonstranten einsetzen. Mehrere Menschen wurden wegen Störungen festgenommen. Mittendrin unter den Demonstranten: Klimaaktivistin Greta Thunberg.
Die 21-jährige Schwedin Thunberg wurde von der Polizei abgeführt. Bereits am Freitag protestierte Thunberg Seite an Seite mit pro-palästinensischen Gruppen gegen Israel.
Video: Wilde Szenen vor der ESC-Halle in Malmö
„Wir werden nicht hinnehmen“
Bereits am Donnerstag hatte Thunberg anlässlich des zweiten Halbfinales bei einer Demonstration gegen Israels Teilnahme partizipiert. Sie teile nicht die Meinung, dass der Wettbewerb unpolitisch sei, sagte sie damals. „Wir werden nicht hinnehmen, dass einem Land, das derzeit Völkermord begeht, eine Plattform geboten wird, um sich selbst mit Kunst reinzuwaschen“, schrieb Thunberg am Freitag auf der Plattform X.
Der Eurovision Song Contest hat in Greta Thunbergs Familie durchaus eine Bedeutung: Thunbergs Mutter Malena Ernman nahm 2009 für Schweden am ESC teil. Sie belegte damals in Moskau Platz 21 von 25 im Finale.
Mehrere Festnahmen am Finaltag
Bei ersten Demonstrationen am Abend des Finales hatte die Polizei die Stimmung noch als „friedlich“ beschrieben – bei der Versammlung unmittelbar vor der ESC-Halle mussten die Einsatzkräfte dann jedoch mehr durchgreifen. Mehrere Menschen wurden wegen Störungen festgenommen.
Eine Sitzblockade wurde von der Exekutive am Samstagabend vor der halle aufgelöst und Demonstranten wurden weggetragen. Sympathisanten brüllten: „Shame on you!“ Die Polizei verhinderte ein Vordringen der Protestierenden in den gesicherten Vorbereich der Arena.
Aufkleber und Plakate gegen Israel
In der Innenstadt der Ausrichterstadt Malmö gab es bereits Samstagnachmittag pro-palästinensische Großdemonstrationen gegen Israel. Aufkleber und Plakate waren zu sehen, die den „Genocide Contest“ anprangerten, weil Israel trotz des laufenden Gaza-Krieges nicht vom Bewerb disqualifiziert wurde.
Davon unbeeindruckt startete der 68. Eurovision Song Contest um Punkt 21 Uhr mit der traditionellen Hymne, Charpentiers „Te Deum“.
Irischer Act verlangte Ausschluss Israels
Aber auch in der ESC-Blase selbst sorgt das Antreten Israels weiterhin für Unruhe, nachdem Sängerin Eden Golan während ihrer Auftritte stets von massiven Pfiffen und Buhrufen begleitet wurde und sich etwa der irische Act Bambie Thug öffentlich für einen Ausschluss stark gemacht hatte.
Zwei Punkteansager ausgetauscht
Die eigentlich für Norwegen als Punkteansagerin vorgesehene Sängerin Alessandra Mele machte jetzt kurz vor Beginn des Finales einen Rückzieher – mit Verweis auf den Gaza-Krieg. „Derzeit findet ein Genozid statt“, so die 21-Jährige, die auf das ESC-Motto „United by Music“ verwies: „Derzeit sind das nur leere Worte.“
Auch der vorjahreszweite Finne Käärijä, der ob eines kurzen Tanzvideos mit der israelischen Sängerin Eden Golan auf Social Media massiv angefeindet wurde und sich schließlich entschuldigte, wird anders als ursprünglich geplant nicht die Punkte für sein Land verkünden. „Die Punkte heute zu vergeben fühlt sich nicht richtig an“, so der Sänger ohne weitere Begründung.
Französischer Kandidat unterbrach Probeauftritt
Der französische Sänger Slimane indes stoppte in der Probe während seines Liedes und betonte, er sei Musiker geworden, um Menschen in Liebe zusammenzubringen. Und weiters, im Bezug auf das ESC-Motto: „United by Music – aber mit Liebe und in Frieden.“
Niederlande ausgeschlossen
Abseits der Debatte um das Antreten Israels beim Contest hatte die EBU mit einer zweiten Front zu kämpfen: Der niederländische Sänger Joost Klein wurde nach Beschwerde einer Produktionsmitarbeiterin fürs Finale disqualifiziert. Der Grund seien polizeiliche Ermittlungen nach der Beschwerde einer Mitarbeiterin gegen Klein wegen eines „Vorfalls“, der sich am Donnerstagabend ereignet haben soll.
Diskussion um Israel überschattet ESC in Malmö
Der Eklat um Klein steht laut ZDF-Reporter Dominik Rzepka symptomatisch für den diesjährigen ESC in Malmö. Es handele sich um einen „ESC zum Vergessen“. So überschatte die Diskussion um die Teilnahme Israels den ESC. Der EBU sei es nicht gelungen, den Wettbewerb unpolitisch zu halten, so Rzepka.
Panne in Italien bei Halbfinal-Ergebnis
Außerdem hatte der italienische Fernsehsender Rai versehentlich die Ergebnisse der Publikumsabstimmung des zweiten Halbfinals am Donnerstag veröffentlicht. Demnach hat Israel die Abstimmung haushoch gewonnen.
Es gab zwischendurch auch Gerüchte, wonach sogar eine komplette Absage des Megaevents im Raum stand. So ging seitens des Veranstalters die Angst um, dass diverse Sänger ihre Teilnahme aus Sicherheitsgründen kurzfristig absagen könnten. Dem war schlussendlich nicht so. Der Bewerb startete um 21 Uhr mit 25 statt der üblichen 26 Teilnehmern.
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