Der Wiener Reumannplatz wird gerne als Beispiel für ausufernde Jugendkriminalität und Drogenprobleme herangezogen. krone.tv wollte sich davon selbst überzeugen (siehe Video oben). Hat der Brennpunkt in Favoriten seinen schlechten Ruf verdient?
Mit 30. März trat rund um den Reumannplatz in Favoriten eine Waffenverbotszone in Kraft. In den Wochen zuvor war es in der Gegend immer wieder zu Messerstechereien gekommen. Seither wird der Reumannplatz immer wieder als Beispiel für verfehlte Migrationspolitik, Jugendkriminalität und Drogenprobleme genannt.
16 Stunden vor Ort
krone.tv-Reporterin Stefana Madjarov und Kameramann Sebastian Schmiedhofer wollten sich selbst ein Bild von der Lage machen (siehe Sendehinweis am Ende der Story). An zwei Tagen haben sie insgesamt 16 Stunden auf dem Reumannplatz verbracht und mit Anrainern, Unternehmern und auch Drogendealern gesprochen.
Dabei waren sie nicht nur am Tag unterwegs, auch in der Nacht haben die beiden ihre Augen und Ohren offen gehalten. Herausgekommen ist nicht nur eine Reportage über die Probleme auf dem Reumannplatz selbst, sondern eine Sozialstudie über Herausforderungen des Zusammenlebens in Österreich.
Sicherheit ist wichtig. Die Polizei gehört auf jeden Fall hierher. Es gibt Leute, die können sich nicht selbst verteidigen. Ich fühl mich hier aber sicher, obwohl hier einige Dinge vorgefallen sind. Ich hab nur Angst vor Gott.
Alibaba
Bild: krone.tv
Fühlen sich die Menschen hier sicher?
Anrainerin Maria berichtet: „Eigentlich fühl ich mich sicher. In der Nacht verlasse ich die Wohnung aufgrund meines Alters eh nicht mehr.“ Eine Schülerin wirft ein: „Ich gehe auf dem Weg zur Schule am Morgen hier vorbei. Da gibt es keine Probleme. Wenn wir aber später aus haben, dann sind hier schon Junkies unterwegs.“ Weniger gute Erfahrungen hat ein junger Mann gemacht. Er berichtet: „Wenn man hier alleine unterwegs ist und die Leute merken, dass du nicht aus der Gegend bist, dann wirst du schon angegangen.“
Verteilt auf zwei Tage hat krone.tv mit Mikro und Kamera bewaffnet auf dem Reumannplatz verbracht und mit Anrainern, Unternehmern und auch Drogendealern gesprochen.
Die zweigeteilte Dokumentation über den Reumannplatz läuft am Montag, 13. Mai, um 21.15 Uhr auf krone.tv. Wer es verpasst: Eine Wiederholung ist für 14. Mai um 16.30 Uhr auf krone.tv geplant.
Auch Anrainer Martin P. hat gemischte Gefühle: „Wenn ich zwei Wege habe, und auf der einen Seite steht eine Männergruppe, dann wechsle ich wahrscheinlich schon die Straßenseite.“ Auch mehrere Mitarbeiter des Amalienbads sehen die Lage kritisch. Es hätte schon früher ab und zu Probleme gegeben, doch aktuell würden Belästigungen oder Handgreiflichkeiten auf der Tagesordnung stehen.
Ist es schlechter geworden?
Eine andere Anrainerin berichtet: „Wenn ich das Haus verlasse, habe ich zur Sicherheit immer ein Kopftuch in der Handtasche.“ Anrainerin Maria hat auch eine Theorie zur Gewalt: „Ein Drittel der Menschen hier kommt aus einem anderen Kulturkreis. Wenn die untereinander Streit haben, dann greifen sie zum Messer. Das ist, glaub ich, so Brauch.“ Genau diese Vielfalt ist es, die einem anderen Reumannplatz-Besucher besonders gefällt: „Hier hört man überall Arabisch. Ich liebe Favoriten.“
Wenn man an früher denkt, hat sich natürlich einiges verändert. Aber prinzipiell ist der Platz besser als sein Ruf. Wo viele Leute zusammen- kommen, sind potenziell auch immer mehr Verrückte darunter.
Kurt Tichy, Eissalon-Legende
Bild: krone.tv
War es früher besser?
Xenia Tichy vom gleichnamigen Eissalon: „Ich bin hier aufgewachsen. Ich fühle mich hier nicht unsicher. Es wurde in den vergangenen Jahren auch viel getan. Aber es braucht noch weiteres Engagement. Ich hoffe, dass der Platz wieder einen besseren Ruf bekommt.“
Im Moment kämpfen hier Syrer, Afghanen und Tschetschenen um die Vorherrschaft. Ich weiß nicht, ob das ein Bandenkrieg ist. Das sind gefährliche Leute. Wenn sie am Würstelstand stehen, sind alle ganz nett. Aber wenn sie dann gehen, dann kommt wieder die Brutalität durch.
Ayse, seit 15 Jahren Würstelstandverkäuferin
Bild: krone.tv
Das Problem mit den Drogen
Was viele Interviewpartner als Problem anführen, ist die ausufernde Drogenszene. Eine Mitarbeiterin des Bades: „Hier wird Tag und Nacht ganz offen gedealt. Das trägt viel zur Aggressivität unter den Jugendlichen bei.“ Cannabis, Kokain und Schmerzmittel sind die Bestseller. Doch die Drogenszene ist auch Symptom eines anderen Problems. So geben die Drogendealer nach anfänglicher Scheu und Abneigung gegenüber der krone.tv-Crew Einblicke in ihr Leben. Einer von ihnen berichtet, dass ihm nur der Handel mit Drogen als Einnahmequelle bleibe. Er warte schon seit zwei Jahren auf eine Arbeitsbewilligung und habe schließlich eine Familie in Syrien zu ernähren.
Ist der Reumannplatz überhaupt noch zu retten?
Hier sind sich alle einig: Man dürfe den Platz und seine Bewohner nicht pauschal verurteilen und über einen Kamm scheren. In erster Linie müsse man die Drogenszene in den Griff bekommen. Großer Wunsch: Eine Wachstube am Platz. Ein Wunsch eint alle: Mehr Polizei und eine ständige Präsenz direkt am Reumannplatz.
Kurt Tichy: „Eine Wachstube wäre für die Sicherheit wichtig.“ Martin: „Es geht hier gar nicht nur ums Strafen. Es braucht auch mehr Engagement bei der Sozialarbeit.“ Der sporadische Reumannplatz-Besucher Alibaba hat einen praktischen Zugang zum Thema: „Polizei gehört hier einfach dazu. Nicht jeder kann sich selbst verteidigen.“
Wann im Fernsehen?
Die zweigeteilte Dokumentation über den Reumannplatz läuft Montag, 13. Mai, um 21.15 Uhr auf krone.tv. Wer es verpasst: Eine Wiederholung ist für 14. Mai um 16.30 Uhr auf krone.tv geplant.
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