Etwa 10-15 Prozent der Österreicher haben Gallensteine, vorwiegend Frauen. Oft bleibt die Krankheit lange unentdeckt, sie kann jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Eine Expertin erklärt, wie man Steine frühzeitig erkennen kann, welche Risikofaktoren es gibt und wann eine Behandlung notwendig ist.
Die Gallenblase ist geformt wie eine kleine Birne und befindet sich auf der rechten Bauchseite unterhalb der Leber. Hier wird Gallenflüssigkeit, die in der Leber produziert wird, gespeichert und zur Verdauung von Fetten in den Dünndarm abgegeben. Durch ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung dieser Flüssigkeit können sich Gallensteine bilden.
Dies ist dann der Fall, wenn die Gallenflüssigkeit zu viel Cholesterin oder Bilirubin (Abbauprodukt der roten Blutkörperchen) enthält oder wenn es an Gallensalzen mangelt, wie OÄ Dr. Karin Steidl, Internistin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan (Ktn.), erklärt. „Cholesterinsteine bilden die Mehrheit der Fälle, während Bilirubinsteine, die aus dem Abbau roter Blutkörperchen resultieren, seltener vorkommen“, so die Expertin.
Warnsignale nicht ignorieren
Die Symptome von Gallensteinen variieren stark und treten oft erst auf, wenn die Steine den Fluss der Galle blockieren oder Entzündungen verursachen. Typische Anzeichen sind schubweise auftretende, kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch, die bis in den Rücken und das rechte Schulterblatt ausstrahlen können, sowie Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl und gelegentlich Gelbsucht, wenn der Abfluss der Galle behindert wird. Dr. Steidl betont: „Viele PatientInnen werden erst durch diese Beschwerden auf das Vorhandensein von Gallensteinen aufmerksam.“
Auf keinen Fall sollte man die Krankheit unterschätzen. Gallensteine sind ein weitverbreitetes Gesundheitsproblem, das ernsthafte Komplikationen nach sich ziehen kann. „Wir empfehlen jedem, der Risikofaktoren aufweist oder Symptome bemerkt, sich frühzeitig untersuchen zu lassen“, so Dr. Steidl.
Wie erfolgt die Diagnose?
Manchmal werden die Steine zufällig während einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums entdeckt. Oft wird aber gezielt untersucht, weil Beschwerden aufgetreten sind, die auf Gallensteine hindeuten. Zusätzlich können Bluttests zur Überprüfung auf Entzündungszeichen und andere Anomalien beitragen oder weiterführende bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) erforderlich sein, um die Diagnose zu bestätigen und mögliche Komplikationen zu identifizieren.
Entfernung der Gallenblase
Nicht jeder Gallenstein muss behandelt werden, wie die Expertin erklärt. Bei Beschwerden kann jedoch von der medikamentösen Behandlung bis zur operativen Entfernung der Gallenblase – und somit auch der Gallensteine – ein breites Spektrum an Therapien erforderlich sein. Beim Auftreten von Koliken sowie einem hohen Risiko auf erneute Bildung von Steinen wird meist eine Entfernung der Gallenblase empfohlen. Dies erfolgt im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie).
Dr. Walter Rumpf, Oberarzt an der Abteilung für Chirurgie, schildert den Eingriff: „Dabei setzten wir wenige, kleine Hautschnitte in die Bauchdecke. Anschließend führen wir eine Videokamera (Laparoskop) sowie die erforderlichen OP-Instrumente ein. Die laparoskopische Cholezystektomie, eine minimalinvasive Methode, stellt dabei den Goldstandard dar.“
Selbst nach Beseitigung der Gallenblase wird Gallenflüssigkeit in der Leber produziert, die durch den Gallengang in den Zwölffingerdarm fließt, um dort die Verdauung der Nahrung zu unterstützen.
Wenn der Gallengang betroffen ist
Befinden sich die Steine im Gallengang, kommt es zur Entzündung der Gallenwege und manchmal auch zur Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Während ein sehr kleiner Stein auch von selbst in den Dünndarm abgehen kann, müssen größere Steine durch eine endoskopisch-retrograde Cholangiografie (ERC) entfernt werden.
Dabei schiebt der Chirurg unter Sedierung (Schlafspritze) ein Endoskop durch den Mund, über den Magen und den Dünndarm bis an die Mündung von Gallenweg und Bauchspeicheldrüse (Papille) vor und füllt den Gallengang mit Kontrastmittel. Dadurch werden die Steine darin unter Röntgendurchleutung sichbar. Dann erfolgt ein Schnitt an der Papille und mit einem Körbchen werden die Gallengangssteine entfernt. Der Eingriff ist für den Patienten schmerzfrei.
Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden von schnellem Gewichtsverlust können das Risiko, Gallensteine zu entwickeln, senken.
OÄ Dr. Karin Steidl, Internistin
Bild: HF Pictures
Wichtigste Risikofaktoren
Wer hat ein besonders hohes Risiko, Gallensteine zu entwickeln? Laut Dr. Steidl sind die wichtigsten Faktoren: weiblich, fruchtbar, über 40 Jahre alt und übergewichtig. Weibliche Hormone scheinen von Bedeutung zu sein, denn Frauen, die zur Verhütung oder während einer Hormontherapie Östrogene zu sich nehmen, leiden häufiger unter Gallensteinen. Zusätzlich spielen familiäre Veranlagung, Diabetes mellitus und ein heller Hauttyp eine Rolle. „Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden von schnellem Gewichtsverlust können das Risiko, Gallensteine zu entwickeln, senken“, rät die Oberärztin.
Die Rolle der Ernährung
Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle sowohl bei der Entstehung als auch bei der Verhinderung von Gallensteinen. Ein hoher Konsum fetthaltiger und cholesterinreicher Lebensmitteln erhöht das Risiko für die Bildung von Cholesteringallensteinen, da diese mitunter die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit beeinflussen und zu einem Ungleichgewicht führen.
Eine ballaststoffreiche Ernährung hingegen kann dazu beitragen, das Risiko zu senken, da Ballaststoffe die Cholesterinausscheidung über die Galle fördern und somit die Bildung von Gallensteinen reduzieren. Darüber hinaus ist es ratsam, die Speisen auf mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag zu verteilen, um die Gallenblase regelmäßig zu entleeren und einer Stagnation der Gallenflüssigkeit vorzubeugen.
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