Niemand in seinem Umfeld ahnte von seinem dunklen Geheimnis: Von Kindheit an wünschte sich Helfried B., eine Frau zu sein – und Frauen zu töten. „Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr anders“, sagt er: „Ich musste morden.“
Es gab da dieses eine bestimmte Ereignis. Das wahrscheinlich entscheidend war für alles, was weiter mit mir passieren sollte. Ich bin damals etwa 13 gewesen und sah zufällig, wie eine Nachbarin alte Stöckelschuhe in einen Mistkübel warf. Irgendwie – ich weiß nicht, warum – hat das etwas in mir ausgelöst. Jedenfalls habe ich dann ein bisschen gewartet und in einem unbeobachteten Moment die Schuhe aus dem Müll geholt. Auf seltsame Weise bedeuteten sie für mich einen Schatz. Deshalb habe ich sie zu Hause gewaschen und geputzt und danach in einem Kasten in meinem Zimmer versteckt. Der Gedanke an mein Geheimnis hat mich ungeheuer erregt. Und ich habe jede Nacht nur noch auf den Augenblick gewartet, an dem ich sicher wusste, dass meine Eltern und meine Geschwister fest schlafen. Und dann habe ich die Schuhe aus ihrem Versteck geholt, sie angezogen und mich damit ins Bett gelegt. Die Gefühle, die ich dabei hatte, waren wunderschön ...“
Es ist der 12. Juni 2002. Ein nach außen hin völlig unauffälliger Mann – 180 Zentimeter groß, 83 Kilo schwer; kurzes, braunes Haar; er trägt ein sorgsam gebügeltes Poloshirt und Jeanshosen – sitzt in einem Vernehmungszimmer des Sicherheitsbüros.
Sein Name: Helfried B. Ein gebürtiger Steirer, 38 Jahre alt, Schlosser bei den ÖBB, gemeldet in einer „Eisenbahner-Garçonnière“ in Wien-Hütteldorf. Und bis dato unbescholten. „Ja, es ist wahr“, sagt er mit ruhiger Stimme, „ich habe die Elisabeth umgebracht, und ich werde euch gleich zeigen, wo sie ist ...“