Wende im Kreml
Dieser Mann soll nun für Putin den Krieg gewinnen
Nachdem am Sonntag völlig überraschend der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu entlassen wurde, soll nun der bisherige Vize-Regierungschef und Wirtschaftsfachmann Andrej Beloussow den Posten übernehmen und neue Akzente im Angriffskrieg gegen die Ukraine setzen. Dies umfasst auch, dass russischen Soldaten künftig mehr Privilegien eingeräumt werden sollen.
„Es kann nicht sein, dass Teilnehmer der Militärischen Spezialoperation, wenn sie Urlaub haben und nach Hause kommen, aus medizinischen Einrichtungen vertrieben und in überfüllte Krankenhäuser geschickt werden“, verkündete Beloussow. Auch müsse Kriegsteilnehmern Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Die sei sehr wichtig, wo doch laut ihm äußere Feinde das Land angeblich umgeben und versuchen, dessen Souveränität zu beschneiden.
Der Grund für die Nähe Beloussows zum russischen Präsidenten Wladimir Putin dürften eben diese ideologischen Übereinstimmungen der beiden sein. Der in zweiter Ehe verheiratete Top-Beamte ist bekannt dafür, dem Staat eine übergeordnete Rolle in Wirtschaft und sozialem Leben einzuräumen. Von den großen Konzernen des Landes forderte er mehr als einmal Sonderabgaben, um den wachsenden Bedarf des russischen Haushalts zu decken. Beloussow spricht von traditionellen Werten und nationalen Interessen Russlands.
Unterstützer der Krim-Annexion
2014 war er nach Informationen des unabhängigen Portals The Bell der einzige aus dem Wirtschafts- und Finanzblock unter Russlands Spitzenbeamten, der die Annexion der Krim unterstützte. Viele andere fürchteten damals die finanziellen Folgen westlicher Sanktionen. Als Vize-Regierungschef hatte Beloussow seit 2020 einen großen Einfluss auf den Wirtschaftssektor, den er durch große Staatsausgaben auch immer weiter ausbaute. Seit Kriegsbeginn steht er als Putin-Vertrauter auf den Sanktionslisten der EU und USA. Nun erwartet sich Putin, dass er die großen staatlichen Ausgaben, die in den Rüstungssektor fließen, als Fachmann besser verwalten kann als sein Vorgänger Schoigu.
Beloussows Bekannte beschreiben ihn als Beamten, dem Korruption fremd ist. Tatsächlich war er nie in Ermittlungen oder Skandale in diese Richtung verwickelt. Seine Biografie weise keine „Schönheitsfehler“ auf, bemerkt das russische Oppositionsmedium Medusa. Auch habe er - im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern des Kremls - keine Immobilien in Nizza, Yachten oder ausländische Bankkonten.
Familiärer Hintergrund
Beloussow stammt aus einer Moskauer Wissenschafterfamilie, seine Mutter war Chemikerin, sein Vater ein bekannter Ökonom im Planwirtschaftswesen der Sowjetunion. Auch er selbst war jahrelang in einem Institut mit dem Verfassen von Wirtschaftsprognosen beschäftigt, ehe er 2006 in die Regierung berufen wurde. Zunächst wurde Beloussow stellvertretender Wirtschaftsminister und anschließend Leiter der Finanz- und Wirtschaftsabteilung im Regierungsapparat. In dieser Zeit erwarb er das Vertrauen des damaligen Regierungschefs Wladimir Putin, als dessen enger Gefolgsmann er seither gilt. So folgte Beloussow nach einem kurzen Intermezzo als Wirtschaftsminister dann Putin 2013 als Berater auch schnell in den Kreml.
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