Landeanflüge über die orange Dächerlandschaft der Grazer Altstadt haben sich zuletzt gehäuft. Auch in Wien fliegen derzeit besonders viele Maschinen direkt über das Stadtgebiet. Der Grund dafür ist viele Kilometer weiter südlich zu finden.
Was bislang eine Ausnahme war, ist derzeit die Regel: Statt Graz über den wenig besiedelten Süden anzufliegen, so wie es eigentlich vorgesehen ist, erfolgt der Landeanflug von Passagier- und Frachtmaschinen seit geraumer Zeit auffallend oft über das Zentrum der steirischen Landeshauptstadt.
„Seit 40 Jahren nicht so viel Flugverkehr“
Ganz zum Ärgernis von so manchem Anrainer: „Wir wohnen seit 40 Jahren im Norden von Graz, aber derart viele Flugzeuge wie in den letzten Wochen haben wir hier noch nie gehabt“, wendet sich eine Familie aus dem Bezirk Gösting hilfesuchend an die „Krone“. Auch andere Leser haben sich zuletzt über die Zunahme des Fluglärms beschwert und fragen nach dem Warum.
Dass es einen starken Grund für die veränderten Gepflogenheiten gibt, betont Markus Pohanka von der staatlichen Flugsicherungsbehörde Austro Control: „Es gibt ein paar Grundregeln beim Fliegen; eine davon lautet, dass stets gegen den Wind gestartet und gelandet werden muss. Da wir es in den letzten Wochen häufig mit Südföhnlagen zu tun haben, muss Graz dementsprechend aus Norden – und damit über das Stadtgebiet – angeflogen werden.“
Wie der Wind am Boden wahrgenommen wird, hat keinerlei Aussagekraft über die Bedingungen in der Höhe.
Markus Pohanka, Austro Control
Geradeanflug ist Pflicht
Grundsätzlich würde man stets versuchen, im Sinne des Lärmschutzes zu agieren. Möglichst wenige Schadstoffe in die Luft abzugeben, sprich, kurze Wege zu wählen, wäre zudem oberste Prämisse: „Es gibt aber natürlich ein striktes Regelwerk“, sagt der Experte. Demnach könne beispielsweise das letzte Stück der Landung nur im Geradeanflug vorgenommen werden. Der Spielraum im Alpinland Österreich ist damit begrenzt.
Auch Wien mit dem größten Flughafen Österreichs ist von den veränderten Bedingungen betroffen. „Die Ostwindlagen haben sich eindeutig verstärkt, deshalb wird auch die Bundeshauptstadt öfters über das Stadtgebiet angeflogen“, berichtet Pohanka.
Große Schwankungen „normal“
Daraus nun voreilig einen generellen Trend abzuleiten, wäre aber falsch, sagt Nikolaus Zimmermann von Ubimet: „Aus welcher Richtung der Wind kommt, hängt in erster Linie mit der vorherrschenden Großwetterlage zusammen. Heuer hatten wir bislang überdurchschnittlich viele Südlagen, deshalb der häufige Föhn aus südlicher Richtung.“
Generell gebe es diesbezüglich von Jahr zu Jahr große Schwankungen, typische Höhepunkte werden im Frühling und Herbst registriert. Die aktuelle Südföhn-Wetterlage soll noch bis zumindest Donnerstag anhalten: „Ab dann sollten aber zumindest in Graz die Landeanflüge wieder von der gewohnten Richtung stattfinden“, sagt Zimmermann.
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