Die Wiener ÖVP fordert, allen Volksschulkindern eine Radfahrprüfung zumindest anzubieten. Es geht jedoch um mehr als „nur“ um die Sicherheit radelnder Kinder: In Wien wächst auch durch sinkende Führerscheinzahlen eine ganze Generation heran, in der kaum jemand je Verkehrsregeln lernen musste.
Allein in den letzten beiden Jahren hat der Fahrradverkehr in Wien um 15 Prozent zugenommen. Über dieser erfreulichen Zahl liegt jedoch ein dunkler Schatten, denn die Zahl der Unfälle mit Fahrradbeteiligung hat in derselben Zeit um 54 Prozent zugenommen. Für die Wiener ÖVP kommt das nicht von ungefähr. Sie sieht den geringen Anteil von Radfahrprüfungen, der in Wien erfolgreich abgelegt wird, als Warnsignal für eine kommende Generation, die kaum Ahnung von den Verkehrsregeln hat.
„Gebote und Verbote nie wirklich gelernt“
Details zu den Radunfällen untermauern die Theorie: Unter all jenen Unfällen, die von den Radlern verursacht wurden, gingen 27 Prozent auf die „Missachtung von Geboten und Verboten“ zurück und 25 Prozent auf Vorrangverletzungen. Für ÖVP-Verkehrssprecherin Elisabeth Olischar ist es „kein Wunder, dass Gebote und Verbote im Straßenverkehr immer weniger eingehalten werden, wenn diese nie wirklich gelernt und abgeprüft wurden.“ Sie prophezeit: „Die Zahlen werden weiter steigen.“ Mehr Verkehrsausbildung sei nichts weniger als eine „Versicherung für die Zukunft“.
Jedes zweite Kind fällt bei Radfahrprüfung durch
ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß verweist seinerseits auf die Zahlen zur Radfahrprüfung in Wien: Während in anderen Bundesländern – mit meist weit weniger herausfordernden Verkehrssituationen – der Großteil der Kinder die Prüfung absolviere, trete in Wien nur jedes dritte Kind zur Prüfung an, und die Hälfte davon falle durch. Macht in Summe 85 Prozent Verkehrsteilnehmer, die bis zur Volljährigkeit nie beweisen mussten, dass sie die Verkehrsregeln beherrschen. Und auch danach wird es oft nicht besser.
Im letzten Jahr hat die Zahl der Unfälle mit verletzten Kindern in Wien laut Auswertungen des VCÖ einen neuen traurigen Rekord erreicht: Mit 434 Unfällen, bei denen 464 Kinder verletzt wurden, wurde der bisherige Spitzenwert aus dem Jahr 2019 übertroffen – und das, obwohl die Zahl der Unfälle auf dem Schulweg in der Stadt deutlich gesunken ist. Zumindest gab es aber in Wien seit vier Jahren keinen tödlichen Verkehrsunfall eines Kindes mehr.
Zahlen von Führerscheinprüflingen sinken rapide
Die Zahlen von Führerscheinprüflingen sinken im ganzen Land, in Wien jedoch noch deutlich stärker: Fünf Prozent weniger Prüfungen als im Österreich-Schnitt werden hier inzwischen absolviert. Aus Olischars Sicht ist das für Wien doppelt fatal: Die Verkehrsanforderungen würden durch neue Formen der Mobilität immer komplexer, der Mangel an Verkehrserziehung treffe die Großstadt damit doppelt, das „rücksichtsvolle Miteinander“ im Stadtverkehr sei generell in Gefahr.
Das Rathaus betont, dass es für jedes Kind in Wien schon jetzt über die Mobilitätsagentur Gratis-Angebote für die Prüfung und offene Radkurse gebe, die auch gut angenommen würden. Ob die Radfahrprüfung in Schulen angeboten und gefördert wird, beruht allerdings auf deren eigener Initiative. Zumindest 127 Volksschulen in Wien, also rund 40 Prozent, ist das jetzt schon ein Anliegen.
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