Hat die Schildkröte Nasenbluten oder der Teddybär ein entzündetes Knie, hilft nur eines: zum Arzt gehen. Damit Kindern die Angst vor Krankenhausbesuchen genommen wird, veranstaltet die Med Uni Graz dieser Tage wieder die Teddy-Klinik. Knapp 200 kleine Besucher werden erwartet.
„Ich muss die Bakterien rausholen“, sagt Valerie. Sie steht an einem OP-Tisch in Miniaturversion, in ihrer Hand das notwendige Werkzeug und vor ihr ein kleiner Teddybär. Er hat ein entzündetes Knie, ist die Dreijährige überzeugt. Neben ihr steht Anna Scheucher – sie spielt die Ärztin, verkleidet in OP-Kittel und Maske. Die 23-Jährige deutet auf einen Monitor und erklärt: „Das ist ein Gerät, das Teddys Herzschlag während der Operation aufzeichnet.“
Gemeinsam mit anderen Medizinstudenten hilft sie dieser Tage bei der Teddy-Klinik mit. In der Aula der Med Uni Graz werden Szenarien von Anamnese über Behandlung bis Apothekenbesuch durchgespielt. „Ich mache das heuer zum zweiten Mal und die Kinder sind immer voll dabei“, sagt Scheucher. Ziel ist es, ihnen spielerisch die Angst vor Arzt- und Krankenhausbesuchen zu nehmen. Noch bis Donnerstag können alle zwischen drei und sechs Jahren vorbeikommen, um ihre Kuscheltiere zu behandeln.
„Sie sind sozusagen die Begleitpersonen der Stofftiere und merken, dass Teddy oder Schlange nichts passiert“, erklärt Corinna Hofer. Die 24-jährige Medizinstudentin organisiert das Projekt. „Die Kinder überlegen sich meistens selbst eine Geschichte“, sagt Hofer, „zum Beispiel hatte heute eine Schildkröte Nasenbluten.“ Auch chronische Krankheiten wie Diabetes oder Akutfälle wie nach einem Radunfall landen bei ihnen in der Klinik.
Und der Andrang ist groß: 1300 Kinder wurden vorab angemeldet, 300 bis 500 zusätzliche Besucher werden zu den Öffnungszeiten am Nachmittag (14 und 16.30 Uhr) erwartet. Zu den Voranmeldungen zählen vor allem Kindergarten- und Kinderkrippengruppen, wie jene von Valerie. In die Rolle von Ärzten schlüpfen gut 250 Medizin- und 50 Pharmaziestudenten – den Arbeitsaufwand können sie sich als Wahlfach anrechnen lassen. Auch 20 Sanitäter sind mit dabei. „Wir zeigen den Kindern, dass man auch vor dem Krankenwagen keine Angst haben muss“, sagt einer von ihnen.
Zurück am OP-Tisch von Valerie, wo die letzten Handgriffe im Gange sind. „Jetzt müssen wir ihn noch zunähen“, sagt Medizinstudentin Scheucher. Gemeinsam schließen sie den Reißverschluss am Bein des Teddys. „Das braucht er auch noch“, sagt Valerie und deutet auf den Infusionsständer. „Stimmt“, antwortet Scheucher und legt dem Kuscheltier eine Schmerzinfusion. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen, und der Teddy in Ruhe aufwachen.
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