„Brauchen Maßnahmen“

Hungrige Waschbären gefährden heimische Tierwelt

Wissenschaft
14.05.2024 14:18

Als invasive Art erobert der eigentlich aus Nordamerika stammende Waschbär zunehmend den europäischen Kontinent. Ohne natürliche Feinde breiten sich die hungrigen Räuber weiter aus und gefährden mit ihrem Appetit auf Amphibien und Reptilien die heimische Fauna, wie eine jüngst veröffentlichte Studie aus Deutschland zeigt. 

„Wir halten es für notwendig, in Gebieten, in denen seltene Arten vorkommen, Managementmaßnahmen für Waschbären festzulegen, um das übergreifende Naturschutzziel „Erhaltung gefährdeter Arten“ zu gewährleisten“, erklärte Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Frankfurter Goethe-Universität.

Kleine Räuber mit Bärenhunger
Das Forschungsteam um Klimpel hatte Kot, Mageninhalt und Parasitenfauna von 108 Waschbären aus Naturschutzgebieten in Hessen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg untersucht, wie die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung am Dienstag in Frankfurt mitteilte. „Die Ergebnisse der Studie zeigen klar, dass insbesondere die Laichgebiete von Amphibien und Reptilien als Nahrungsressource von Waschbären genutzt werden“, sagte Klimpel.

Heimische Froscharten stehen auf dem Speiseplan der Waschbären. (Bild: APA/dpa/Frank Rumpenhorst)
Heimische Froscharten stehen auf dem Speiseplan der Waschbären.

So seien in den Mägen der Waschbären etwa Erdkröten, Teichmolche, Grasfrösche sowie Ringelnattern identifiziert worden. „Während der Probennahme im hessischen Spessart haben wir beispielsweise an einem Tag über 400 gehäutete Kröten an einer Wasserfläche von etwa 2000 Quadratmetern gezählt.“ Das bestätige frühere Erkenntnisse, wonach sich Waschbären zu Spezialisten entwickeln können, die bestimmte Arten bevorzugen.

Parasiten als zusätzlicher Nachweis
Ein weiterer Hinweis darauf, dass Amphibien und Reptilien in Deutschland regelmäßig von Waschbären erbeutet werden, ergab sich aus der Analyse der Parasiten. „Diese erlaubt – anders als die Mageninhaltsanalysen – auch Rückschlüsse auf zeitlich entferntere Interaktionsprozesse zwischen den Tieren und den Nahrungsorganismen“, hieß es. Insgesamt 16 Parasitenarten wurden demnach an und in den Waschbären nachgewiesen.

„Interessanterweise haben wir auch Parasiten identifiziert, die typisch für Amphibien und Reptilien sind“, erklärte Klimpel. Das sei ein weiteres Indiz dafür, dass heimische Amphibien und Reptilien regelmäßig von Waschbären gefressen werden.

Waschbären keinesfalls füttern!
In Österreich kam es bereits in den 1970er Jahren zu ersten Sichtungen von Waschbären in freier Wildbahn. Die Tiere waren häufig aus Pelztierfarmen entkommen. Als Kulturfolger lebten die nachtaktiven Tiere auch in Vorstädten, Parks und Gärten. Als Schlaf- oder Wurfplätze werden hin und wieder auch Dachböden, Schuppen oder sogar Keller von den Tieren ausgesucht. Sollte man einen Waschbär im eigenen Garten beobachten, keinesfalls füttern! Die Tiere neigen dazu, ihre Scheu zu verlieren und zunehmend aufdringlicher zu werden. 

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