Projekt mit Herz

Verein baut Spital für 60.000 Menschen in Nigeria

Niederösterreich
15.05.2024 10:55

Eine Kremser Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, ein Spital in Nigeria zu bauen. Medizinische Versorgung gibt es vor Ort so gut wie gar keine. Anfang 2026 soll das Krankenhaus für 60.000 Einheimischen in Betrieb gehen.  

Sauberes Wasser, Strom und medizinische Versorgung. Dinge, die bei uns nahezu selbstverständlich sind. Dinge, von denen die Bewohner von Umuakagu in Nigeria nur träumen können. 60.000 Einwohner leben in der Gemeinde im Osten Nigerias. Ein Krankenhaus, geschweige denn einen Arzt, gibt es hier nicht. Genau das soll sich bis 2026 ändern – denn ein Spital wird gebaut, unterstützt von einem österreichischen Verein. Das Projekt wurde von Paulinus Anyanwu, ehemals Pfarrer in Krems und gebürtiger Umuakaguer, initiiert. Weil vor zwölf Jahren seine Schwester Chioma aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung plötzlich verstarb, fasste er den Entschluss etwas dagegen zu tun.

Verein will Spitalsprojekt realisieren
Schließlich wurde der Verein „Chioma Austrian Hospital“ gegründet. Unter den mittlerweile acht Vereinsvorständen findet sich auch Günther Schwaiger, der das Spitalsprojekt leitet. „Wir haben Ende 2020 mit sieben Vereinsmitgliedern gestartet, mittlerweile sind es über 100“, zeigt sich der Kremser stolz. Fachleute aus allen Branchen sind Teil des Herzensprojekts und helfen mit Expertise, wo sie nur können.

Zitat Icon

Die Menschen vor Ort sind uns wahnsinnig dankbar und fragen uns oft, wann das Spital endlich in Betrieb geht. Und ich habe ihnen versprochen, dass es Anfang 2026 so weit sein wird.

Günther Schwaiger, Projektleiter

Um sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen, reiste Schwaiger erstmalig vor zwei Jahren nach Umuakagu. „Die Menschen dort sind sehr arm. Im Wesentlichen haben sie genug Wasser, aber kein sauberes. Alles, was sie haben – meist von der eigenen Landwirtschaft -, verkaufen sie auf der Straße oder tauschen es ein“, gewährt er Einblicke in das Leben der Bewohner.

Luftaufnahmen des Spitals (Bild: zVg)
Luftaufnahmen des Spitals
Rohbau und Dach stehen schon (Bild: zVg)
Rohbau und Dach stehen schon
Erfinderische Kinder spielen mit den Materialien Tischtennis (Bild: zVg)
Erfinderische Kinder spielen mit den Materialien Tischtennis
Menschen hoffen auf medizinische Versorgung (Bild: zVg)
Menschen hoffen auf medizinische Versorgung

Engagiertes Team
Zweimal im Jahr fliegt jemand vom Vereinsteam nach Nigeria, um sich mit den lokalen Partnern abzustimmen und die Baufortschritte zu kontrollieren. Zu diesen genannten Partnern zählt unter anderem die Familie von Pater Paulinus, die das Projekt im Auge behält. Aber auch ein lokaler Architekt, der das Baugeschehen technisch überwacht, sowie der zukünftige ärztliche Leiter des Spitals Dr. Sunday Mbamara sind Teil des Teams vor Ort. Offizieller Betreiber wird dann schließlich die römisch-katholische Diözese Okigwe, Imo State sein bzw. unter der Leitung von Bischof Dr. Solomon A. Amatu stehen, der auch medizinisch ausgebildete Nonnen als Pflegekräfte zur Verfügung stellt. Zu guter Letzt hat natürlich der König von Umuakagu Mitspracherecht. Den Grund, auf dem das Krankenhaus gerade errichtet wird, hat er dem Verein bereitgestellt.

Durch das Spital werden natürlich viele Arbeitsplätze geschaffen. Allerdings würde ein solcher Betrieb anders funktionieren als bei uns, erklärt Schwaiger. Pflegekräfte haben hier andere Aufgaben als in Österreich. Diese sind ausschließlich für die medizinische Versorgung zuständig, pflegende Aufgaben wie Waschen oder Verpflegung übernimmt die Familie des Patienten. Deshalb gibt es in nigerianischen Krankenhäusern auch keine Kantinen.

Fakten

40 Betten sind derzeit im Spital in Umuakagu geplant. Auf dem riesigen Dach wird eine Photovoltaik-Anlage errichtet. Ziel ist es, 100 Prozent des Stroms aus dieser zu generieren. Rund 200.000 Euro wurden bis jetzt für das Spitalsprojekt gesammelt. Weitere 250.000 Euro werden noch benötigt, damit es in Betrieb gehen kann. 

IMC und Karl-Landsteiner-Uni an Bord
Die Pflegeinstitute sowohl der IMC FH Krems unter der Leitung von Prof. Markus Golla als auch der KL Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften unter der Leitung von Dr. Hanna Mayer werden das Spitalsprojekt unterstützen. Studierende, Alumni und Experten aus dem Pflege- und Medizinbereich werden vor Ort Fachkräfte ausbilden.

Am Dienstag wurde der erste Container aus Krems fertiggestellt – voll gepackt mit alten, ausgeschiedenen Möbeln, die in österreichischen Krankenhäusern nicht mehr verwendet werden können. Nächste Woche wird er dann nach Nigeria verschickt.

Leid durch „einfache“ Krankheiten
Außerdem ist geplant, dass Ärzte einige Tage oder Wochen im Jahr nach Umuakagu fliegen, um diverse Operationen vorzunehmen. Ein massives Problem ist zum Beispiel Grauer Star.

Die Finanzierung des laufenden Betriebs müssen die Nigerianer dann selbst schaffen. Denn eine Behandlung im Spital kostet in Nigeria prinzipiell etwas.

Günther Schwaiger beim Besuch einer örtlichen Schule (Bild: zVg)
Günther Schwaiger beim Besuch einer örtlichen Schule

Kinder helfen Kindern
Aber nicht nur für ein Spital setzt sich der Verein ein. Nun ist auch eine Partnerschaft zwischen dem BG/BRG Kremszeile und einer Schule in Umuakagu geplant. Im Englischunterricht sollen sich die Schüler gegenseitig Briefe schreiben.

Eine weitere Aktion steht ebenfalls schon in den Startlöchern: Am 21. Mai veranstaltet die Kremser Schule einen Benefizlauf, an dem die 700 Schüler für den guten Zweck laufen. Mit den eingenommenen Spenden will man den Schülern in Umuakagu Laptops, Internet und einen kleinen Generator finanzieren. Denn theoretisch lernen die Kinder und Jugendliche IT-Kenntnisse, Computer gibt es jedoch keine. Ziel ist es, nächstes Jahr diese Laptops gemeinsam mit den medizinischen Geräten für das Krankenhaus nach Umuakagu zu transportieren.

Spendeninformationen:
IBAN: AT56 2022 8077 3356 4616
BIC: SPKDAT21XXX

Nähere Informationen zu dem Projekt finden Sie hier: www. chioma-austrian-hospital.at

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