Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat am Dienstag Religionsvertreter zu einem Round Table eingeladen, um auch über aktuelle Themen zu reden. Besprochen wurden dabei auch die Auswirkungen des Nahost-Konfliktes und die zunehmenden antisemitischen Übergriffe. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen äußerte sich am Dienstag dazu – verlangt allerdings eine gewisse Differenzierung ...
Mit Blick auf den Nahost-Konflikt erklärte der Bundespräsident, nicht jede Kritik an der israelischen Regierung könne man als Antisemitismus identifizieren. „Da macht es sich zum Teil die israelische Regierung, finde ich, zu leicht“, sagte das Staatsoberhaupt im Ö1-„Mittagsjournal“. Gleichzeitig warnte er vor aufkeimendem Antisemitismus in Europa. In Österreich bemühe man sich, diesen „im Keim zu ersticken“.
„Es ist ein ernsthaftes Problem“
„Es ist wirklich ein ernsthaftes Problem,“ sagte Van der Bellen zu den europaweit teils antisemitischen Protesten, die seit dem terroristischen Massaker der radikal-islamischen Hamas vom 7. Oktober und der darauf erfolgten militärischen Reaktion Israels darauf weltweit zu registrieren sind.
In Israel ist es nur allzu leicht, jede Kritik an den Maßnahmen der Regierung Israels zu identifizieren mit Antisemitismus. Da macht sich zum Teil die israelische Regierung, finde ich, zu leicht.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Bild: APA/GEORG HOCHMUTH
Gleichzeitig könne man Kritik an der israelischen Regierung nicht generell mit Antisemitismus gleichsetzen, gab er zu verstehen und zog einen Vergleich zu Österreich: „Jedermann, jeder Frau kann bestimme Maßnahmen der österreichischen Regierung kritisieren, deswegen würde niemand das Existenzrecht Österreichs als solches in Frage stellen. Deswegen gilt man ja nicht als Anti-Österreicher, nur weil man bestimmte Maßnahmen der Regierung kritisiert.“
„Antisemitismus in vielen Ländern auf dem Vormarsch“
Richtig sei aber auch, „dass der Antisemitismus, den ich in Grund und Boden verdamme, in vielen Ländern auf dem Vormarsch ist, aus mir unerfindlichen Gründen. Warum greift sich man diese kleine Gruppe heraus und stilisiert sie zum Sinnbild des Bösen hoch, das ist doch unglaublich.“
In Österreich bemühe man sich sehr, den Antisemitismus „im Keim zu ersticken“. „Wir haben auch allen Grund dazu“, Deutschland und Österreich seien ja an der Shoah maßgeblich beteiligt gewesen. Es gelte, jeden Judenhass und Antisemitismus im Keim zu ersticken. „Wir sind damit relativ erfolgreich in Österreich, glaube ich.“
Runder Tisch beim Bundeskanzler
Bundeskanzler Karl Nehammer hatte genau zu diesem Thema zu einem Runden Tisch ins Kanzleramt geladen. Alle Teilnehmer waren sich dabei einig, dass sich die Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich weiterhin für ein friedliches und sicheres religiöses Miteinander einsetzen werden, teilte das Kanzleramt mit.
Die Religion darf nicht von extremistischen Ideologien missbraucht werden.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP)
Bild: APA/Helmut Fohringer
Es müsse allen Gläubigen, insbesondere Jüdinnen und Juden in Österreich, möglich sein, ohne Angst ihren Glauben auszuüben, gemeinsam Messen und Veranstaltungen zu feiern und religiöse Zeichen in der Öffentlichkeit zu tragen, lautete der Tenor des Treffens. „Wir müssen gemeinsam alles tun, um Extremismus und Terror zu verhindern. Die Religion darf nicht von extremistischen Ideologien missbraucht werden – dagegen stehen wir mit aller Entschlossenheit ein“, wurde der Kanzler in einer Aussendung zitiert.
Neben Nehammer und Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP) haben an dem Treffen der römisch-katholische Erzbischof Franz Lackner, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka, der christlich-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis, Präsident Ümit Vural von der Islamischen Glaubensgemeinschaft und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, an dem Treffen teilgenommen. Zentrales Thema war auch die Intensivierung der interreligiösen Zusammenarbeit.
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