Anwälte klären Schüler im Rahmen eines neuen Projekts über die rechtlichen Folgen von Mobbing im Internet auf. Manchen Jugendlichen wurden die sozialen Netzwerke sogar schon zu viel: Whats-App, Youtube und Co. werden von immer weniger jungen Menschen genutzt.
„Du bist schirch“ oder „du bist unpassend angezogen“ – solche und ähnliche Kommentare bekommt eine Freundin von Isabella, wenn sie Videos von sich auf TikTok lädt. „Sie sagt, es ist ihr egal, aber es geht ihr sehr nahe“, erzählt die 17-jährige Berufsschülerin Isabella Moser über ihre Bekannte.
Wenn man etwas im Internet postet, sollte man bedenken: Nicht jeder kann dich schön finden.
Isabella Moser (17), Einzelhandels- Lehrling aus Steyr
Kein Einzelfall: „Ich habe Leute auch schon gemeldet, wenn ich hasserfüllte Kommentare gesehen habe, zum Beispiel gegen bestimmte Ethnien“, sagt Kaan Özcan (21), Lehrling zum Textil-Einzelhändler. „In den letzten fünf Jahren ist Cybermobbing sehr gestiegen. Man sagt eine falsche Sache, geht direkt viral und die halbe Welt kennt dein Gesicht“, meint der 21-Jährige.
Was viele Nutzer im Eifer des Tippens wohl vergessen: Beschimpfungen verletzten nicht nur das virtuelle Gegenüber, sie können auch strafbar sein.
„Meinungsfreiheit hat Grenzen“
Darüber will ein Projekt von Rechtsanwaltskammer und Bildungsdirektion OÖ aufklären. Anwältinnen und Anwälte touren dabei durch Schulen und halten kostenlos Vorträge. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Nachfrage so hoch sein wird“, sagt LH-Vize und Bildungsreferentin Christine Haberlander (ÖVP). Seit dem Projektstart im vorigen Herbst nahmen 323 Schulklassen teil.
Am Dienstag war die Berufsschule 7 in Linz an der Reihe. „Meinungsfreiheit bedeutet, man kann sagen, was man will. Aber sie hat Grenzen“, referierte dort Rechtsanwalt Franz Raffaseder. „Unwahrheiten und Beleidigungen werden durch sie nicht geschützt.“
Schüler für Handyverbot
Während des „Krone“-Besuchs zückte kein einziger Schüler sein Handy, um mal schnell zu chatten. Nicht die einzige Überraschung: Kaan und Isabella hätten kein Problem damit, ihr Smartphone während des Unterrichts überhaupt abzugeben. Kaan meint sogar: „Ein Handyverbot würde auf sehr vielen Ebene Sinn machen.“
Es sollte mehr über Cybermobbing gesprochen werden, weil Betroffene Angst haben, etwas zu sagen.
Kaan Özcan (21), Einzelhandels- Lehrling aus Linz
Der 21-Jährige verbrachte früher nach der Schule vier bis fünf Stunden in sozialen Netzwerken, jetzt nutze er sein Handy hauptsächlich, um Kontakt zu Familie und Freunden zu halten.
Jugendliche nutzen weniger Plattformen
Damit liegt der Lehrling im Trend: Laut einer österreichweiten Studie von saferinternet.at nutzen „nur“ mehr 76 Prozent der Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren Whats-App, im Vorjahr waren es noch 96 Prozent. Instagram verwenden um vier Prozent, Youtube um 24 Prozent weniger. Nur vier von 14 Plattformen werden häufiger genutzt.
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