Demonstrationen mit den Rufen nach Kalifat und Scharia erlangen maximalen Empörungsgrad. Kein Wunder, denn das blutige Wüten des IS-Kalifats ist noch in schrecklicher Erinnerung.
Die Kalifatsjünger in Europa nutzen die Demonstrationsfreiheit zur Abschaffung der Freiheit. Eine solche Demokratieverachtung wirft Fragen auf.
Weshalb sind die Straßen in arabischen Ländern, dem Ursprung des Kalifats, frei von Demonstrationen? Weil dort jeder Ruf nach einem Regimewechsel unerbittlich unterdrückt wird.
Seit der Abschaffung 1924 durch Atatürk ist der Ruf nach einem Kalifen, eine Art „Papst“ der sunnitischen Hauptströmung des Islam, nicht verstummt. Die Verwirrung ist groß, wie ein „richtiger Islam“ aussehen soll. Die Bandbreite ist enorm, eben weil es kein Glaubensoberhaupt gibt.
Der Nahostkonflikt, der Konflikt im Islam mit dem Einbruch der Moderne sowie Fehler der US-Politik haben fundamentalistische Gegenbewegungen verstärkt. In Europa nimmt die Öffentlichkeit nur den Extremismus wahr, dabei leben über 90 Prozent der Moslems hier einen normalen, unauffälligen Glauben.
Die Zahl der Moslems in Österreich hat sich zwischen 1971 und 2021 von 22.000 auf 750.000 erhöht. Integration bedarf zweier Richtungen: Pflicht und Angebot. Es braucht unter den Aufnahmestaaten ein massives Angebot an Förderung dieses Alltags-Islam. Das ist Impfen gegen Radikalismus.
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