Stadtspaziergänge

Open-Airs in der Stadt: Es geht, wenn man nur will

Musik
24.05.2024 12:51

„Krone“-Reporter Robert Fröwein flaniert durch die Stadt und spricht mit den Menschen in Wien über ihre Erlebnisse, ihre Gedanken, ihre Sorgen, ihre Ängste. Alltägliche Geschichten direkt aus dem Herzen Wiens.

(Bild: kmm)

Im Mai fährt der Frühling gewohntermaßen sein volles Programm auf. Die Tage werden länger, die Blumen blühen üppig, die Laune der Menschen bessert sich selbst in Wien merklich. Der Mai ist auch jener Monat, in der die Arena traditionell zur Open-Air-Saison ruft. Fast genauso traditionell fällt die Eröffnung witterungsbedingt ins Wasser – dieses Mal erwischte es die deutsche Band Großstadtgeflüster, wobei der Regen der Stimmung keinen Abbruch tat. Nach einem ruhigen Wochenende legten die heimischen Pop-Prinzen Bilderbuch mit zwei restlos ausverkauften Shows nach und sorgten für Jubel und Begeisterung unter den Kulturliebhabern. An diesen drei Abenden wurde nämlich erstmals die neue Soundanlage der Arena in Betrieb benommen. 600.000 Euro hat die Stadt als Fördermittel dazugegeben, um die wenigen Unkenrufer aus den drei angrenzenden Türmen zu beruhigen, die sich letzten Sommer fortwährend über die Lautstärke echauffierten.

Dass die neue Anlage den Sound nun markanter im Innenraum der Arena bündelt, kann ich nicht bestätigen – schließlich war ich bei Bilderbuch mittendrin und nicht irgendwo draußen. Die ersten Belastungstests im „Wettkampfmodus“ scheinen zumindest keine weiteren Probleme aufgerüttelt zu haben und es bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten fortan in Frieden koexistieren können. Ob das in der Praxis so bleibt, ist noch offen. In meinem Freundeskreis befinden sich Bewohner, die Kulturfans sind. Sie berichten, dass jene, die sich schon 2023 mokierten, auch noch jetzt grummeln. Aus Arena-Kreisen ist man indes noch dabei, den Sound zu kalibrieren, um nach den ersten Live-Durchläufen die optimale Einstellung zu finden. Erst mit dem „Learning By Doing“-Prinzip lässt sich eine neue technische Errungenschaft bestmöglich optimieren.

Die Bilderbuch-Fans waren nach mehrmaliger Rücksprache während des Events glücklich mit der neuen Lösung. „Eine Kulturinstitution wie die Arena kann nicht wegen so einer Kleinigkeit infrage gestellt werden“, merkte eine „Stammkundin“ der Location (so ihre Selbstbezeichnung) an, „es handelt sich um ein paar Monate im Jahr, wo man zu guten Konzerten feiern kann. Das darf kein Problem sein.“ Ein Branchenkenner indes bemerkte die Veränderungen im Klang. „Der Druck, den man von den Arena-Konzerten kennt, den vermisse ich jetzt ein bisschen. Bilderbuch klangen vor allem auf der Seite ein bisschen gedämpft, aber ich hoffe, das lässt sich noch regeln.“ Die Verantwortlichen beweisen jedenfalls seit knapp einem Jahr, dass man weder Kosten noch Mühen scheut, um den Status Quo beizubehalten und die Zweifler von außen zu besänftigen.

Dass es auch anders geht, zeigt sich in Frankreich. Eine Dienstreise zu Taylor Swift führte mich unlängst in die La Defénse Arena in Nanterre, einem Vorort, der direkt an Paris grenzt. Im Stadion ist normalerweise das traditionsreiche Rugby-Team Racing 92 beheimatet, während der Olympischen Spiele verwandelt es sich in ein Schwimmbecken und ab 2025 werden dort die Tennis Masters ausgetragen. Ansonsten stapeln sich dort Großkonzerte von Ed Sheeran, den Imagine Dragons oder eben Swift, die viermal vor je 45.000 Menschen konzertierte. Durch die Gentrifizierung grenzen Wohngebäude an fast allen Ecken der multifunktionalen Lokation an – und zwar nicht mit markantem Abstand wie in Wien-Erdberg, sondern tatsächlich in Steinwurfweite. Stören tut das dort niemanden, denn man freut sich über das reichhaltige Kultur- und Sportangebot. Das wäre auch in Wien ein Denkanstoß für jene wenigen Personen, die eine Großstadt gerne mit der ruralen Peripherie verwechseln.

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