La clemenza di Tito“ ist nicht nur die letzte Oper, die Mozart in seinem Leben komponierte, sondern auch die, die den hartnäckigen Ruf hat, altmodisch und rückständig zu sein. Oft wird die Schuld daran dem Libretto in die Schuhe geschoben, das vom römischen Kaiser Titus und dessen schier unendlicher Gnade handelt. Doch wenn man dem Werk die Staubschicht vom Deckel bläst, kommt ein hochaktueller Polit-Thriller zum Vorschein.
„Es ist unmöglich, hier nicht an Ereignisse der jüngsten Geschichte zu denken“, bemerkte Regisseur Robert Carsen beim Terrassentalk der Pfingstfestspiele. Eine Frau (Vitellia), die für die Wiedererlangung ihrer Herrschaftsansprüche über Leichen gehen würde, ein in Flammen stehendes Kapitol und zahlreiche intrigante Machenschaften lesen sich wie der Plot einer Folge des amerikanischen Serienhits „House of Cards“, was nicht heißt, dass Carsen die Handlung nun ins Washington des Jahres 2021 verlegt. „Für mich steht im Vordergrund die Frage nach politisch richtigem Handeln. Es geht um Macht, die Vitellia vor dem Hintergrund ihres eigenen Traumas für sich beansprucht“, so Carsen.
Musikalisch ist die Oper nicht weniger spannend, vor allem wegen ihrer Besetzung zu Pfingsten. Die künstlerische Leiterin Cecilia Bartoli hat sich nämlich ihren ersten szenischen Sesto vorgenommen. Die Rolle schrieb Mozart ursprünglich für eine Kastratenstimme, doch bereits bei der Prager Uraufführung 1791 wurde sie von einem Mezzosopran übernommen. Perfekt also für Bartoli.
1994 sang sie die Rolle erstmals in einer CD-Aufnahme, ließ sie dann knapp 30 Jahre ruhen und griff sie vor drei Jahren erneut für eine konzertante Aufführung bei den Pfingstfestspielen auf. Mit Regisseur Robert Carsen wird sie ihr szenisches Debüt geben, das gleichzeitig auch die erste szenische Mozartoper seiner Karriere in Salzburg für Dirigent Gianluca Capuano sein wird. Freuen kann man sich auch auf die Darstellung der Titelpartie durch Tenor Daniel Behle, den man durchaus eine der aktuell versiertesten Mozartstimmen nennen darf.
Larissa Schütz
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