Überseegebiet brennt

Tote bei schweren Unruhen in Neukaledonien

Ausland
15.05.2024 15:46

Im französischen Überseegebiet Neukaledonien gibt es seit drei Tagen schwere Unruhen. Mindestens drei Menschen sind bei den gewalttätigen Protesten getötet worden, mehrere hundert verletzt. Die Demonstrierenden fordern einen eigenen Staat und damit Unabhängigkeit von Frankreich.

Die Separatistinnen und Separatisten sind wütend über eine geplante Verfassungsreform der Regierung in Paris. Diese sieht vor, dass tausende französische Wählerinnen und Wähler in dem Inselstaat das Wahlrecht und mehr politischen Einfluss in Frankreich bekommen. Präsident Emmanuel Macron lud die Regierung Neukaledoniens zu einem Treffen in Paris Ende Mai ein.

Ein abgebranntes Auto in der Hauptstadt Nouméa (Bild: AFP/Delphine Mayeur)
Ein abgebranntes Auto in der Hauptstadt Nouméa

Das Überseegebiet im Südpazifik liegt etwa 17.000 Kilometer von Frankreich entfernt, ist aber vor allem geopolitisch, militärisch und wegen der dortigen Nickelvorkommen bedeutend. Die Bewohnerinnen und Bewohner stimmten bei drei Volksabstimmungen (2018, 2020 und 2021) für einen Verbleib bei Frankreich (siehe Video oben). Die Unabhängigkeitsbewegung kündigte aber an, das Ergebnis nicht zu akzeptieren. Vor allem Ureinwohnerinnen und Ureinwohner hoffen schon lange auf einen eigenen Staat.

Lange Schlage vor einer Apotheke (Bild: AFP)
Lange Schlage vor einer Apotheke
Protestierende der Unabhängigkeitsbewegung (Bild: AFP/Theo Rouby)
Protestierende der Unabhängigkeitsbewegung
(Bild: AFP/Theo Rouby)
Brandstiftung in der Hauptstadt (Bild: AFP/Mathurin Derel)
Brandstiftung in der Hauptstadt

Ausgangssperre verhängt
In den vergangenen beiden Tagen haben die Befürworterinnen und Befürworter gewaltsam protestiert. Dabei kamen mindestens drei Menschen ums Leben. Eine Person wurde durch eine Kugel getötet, wobei die genauen Umstände noch geklärt werden müssen. Zum zweiten Todesopfer gab es zunächst keine Information. 

Zudem wurden mehrere hundert Menschen verletzt, darunter viele Sicherheitskräfte, die mit Äxten und schwerer Munition angegriffen wurden. Es gab mehr als hundert Festnahmen. Bis Donnerstagmorgen gilt eine Ausgangssperre. Der Hauptflughafen La Tontouta, Schulen und öffentliche Dienstleister bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Vor vielen Geschäften bildeten sich lange Schlangen, weil die Menschen Knappheit bei Lebensmitteln und anderen Dingen befürchten.

Darmanin fordert „absolute Ruhe“
In der Hauptstadt Nouméa wurden zahlreiche Autos und Gebäude in Brand gesetzt, was zu starker Luftverschmutzung geführt hat. In Neukaledonien leben etwa 270.000 Menschen, die 1998 weitgehende Autonomie erlangt haben. Seit dem letzten Votum für einen Verbleib in Frankreich sind die Fronten verhärtet.

„Gewalt in einer Demokratie darf es nicht geben. Es muss absolute Ruhe einkehren“, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin. Die Regierung hat nach einer Krisensitzung den Ausnahmezustand ausgerufen. Damit ist es leichter möglich, Ausgangssperren und Demonstrationsverbote zu erlassen beziehungsweise haben die Polizei und Justiz mehr Befugnisse als sonst.

Die Gewalt sei nicht tolerierbar, die Ordnung müsse wiederhergestellt werden, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

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