„Schurkenstaat“ Israel
Erdogan zündelt weiter: „Glaubt nicht, dass …“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel vorgeworfen, im Falle eines Sieges über die militante Palästinenser-Organisation Hamas „früher oder später“ die Türkei angreifen zu wollen. Belege für seine Annahme lieferte er nicht – dafür harsche Worte.
„Glaubt nicht, dass Israel im Gazastreifen aufhören wird“, sagte Erdogan am Mittwoch vor Abgeordneten seiner Partei im Parlament in Ankara. Wenn Israel nicht gestoppt werde, „wird dieser Schurken- und Terrorstaat früher oder später Anatolien ins Visier nehmen.“
Hamas-Mitglieder in türkischen Krankenhäusern
„Wir werden weiterhin an der Seite der Hamas stehen, die für die Unabhängigkeit ihres eigenen Landes kämpft und Anatolien verteidigt“, fuhr Erdogan fort. Die große Halbinsel Anatolien macht fast die Hälfte des türkischen Staatsgebiets aus. Am Montag hatte das türkische Staatsoberhaupt erklärt, dass mehr als 1000 Hamas-Mitglieder in türkischen Krankenhäusern behandelt würden.
Erdogan ist ein lautstarker Kritiker des israelischen Vorgehens im Gazastreifen. Die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas betrachtet der türkische Präsident als „Widerstandsgruppe“.
Erdogan isoliert sich selbst
„Die Hamas (...) als Terrororganisation zu bezeichnen, wäre grausam“, sagte er jüngst bei einer Pressekonferenz mit dem griechischen Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis. Im vergangenen Monat hatte Erdogan den Leiter des Politbüros der Hamas, Ismail Haniyeh, in Istanbul empfangen.
Erdogan, der sonst ein Meister darin ist, alle diplomatischen Seiten zu bespielen, wird in seiner Kritik an Israel immer radikaler. Der türkische Machthaber torpediert dadurch seine Ambitionen in Europa. „Die Türkei bewegt sich seit Jahren von der EU weg – in Worten und in Taten. Der EU-Beitritt der Türkei ist eine Illusion“, sagte beispielsweise Bundesaußenminister Alexander Schallenberg am Montag in der türkischen Hauptstadt.
Innenpolitischer Druck steigt
Den eigentlichen Grund für Erdogans Wutausbrüche sehen politische Beobachter darin, dass dem Autokraten in der Heimat die Unterstützer wegbrechen. Innenpolitisch steht Erdogans konservativ-islamische AK-Partei unter Druck. Bei den Kommunalwahlen Ende März wurde sie erstmals seit ihrer Gründung vor zwei Jahrzehnten landesweit nicht mehr stärkste Kraft. Die sozialdemokratische CHP konnte nicht nur die Bürgermeisterposten in Ankara und Istanbul verteidigen, sondern legte auch in weiteren Großstädten und ländlichen Gebieten deutlich zu.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.