Die Kriminalisten nannten sich „Arbeitsgruppe Aroma“: Nach mehrmonatigen Ermittlungen konnten im Bezirk Braunau insgesamt 20 Personen festgenommen und ihnen der Verkauf von mehr als 100 Kilogramm Drogen mit einem Straßenverkaufswert von über zwei Millionen Euro nachgewiesen werden. Die Rumänenbande hatte auch Teenager als „Läufer“ eingesetzt.
Im Sommer 2023 wurde im Bezirk Braunau ein Anstieg an Parfumdiebstählen in Drogeriemärkten festgestellt und zeitnahe ein rumänischer Staatsbürger als Tatverdächtiger ermittelt. Der Rumäne hatte neben gewerbsmäßigen Diebstählen auch Suchtmittel in Parkanlagen verkauft. Bei der Durchsuchung seines Arbeiterzimmers wurden eine Vielzahl erbeuteter Drogerieartikel, aber auch Suchtmittel und elektronische Datenträger sichergestellt. Es zeigte sich, dass der Festgenommene als untergeordnetes Mitglied einer im Bezirk Braunau ansässigen, „polykriminell“ agierenden und aus dem rumänischen Zentralraum stammenden Tätergruppe, fungierte.
Die meisten Täter stammen aus Hunedoara
Im Herbst 2023 wurde im Bezirkspolizeikommando Braunau eine temporäre Arbeitsgruppe „AROMA“ eingerichtet. Mit Erfolg: Die Ermittler konnten die gesamte Struktur des Netzwerkes offen legen und sämtliche, zum Teil gravierend vorbestrafte, Mitglieder der kriminellen Vereinigung identifizieren.
Der überwiegende Teil der Gruppierung stammte aus derselben rumänischen Großstadt namens Hunedoara und ließ sich zur Abwicklung der kriminellen Geschäfte in einem Hotel im Bezirk Braunau nieder. Weil bereits nach einigen Verdächtigen in anderen Ländern gefahndet wurde, verwendeten die Gauner auch gefälschte Ausweisdokumente.
Suchtgift kam aus Spanien und Tschechien
Bei der Überwachung stellt sich heraus, dass die Tätergruppe ihren Lebensunterhalt neben Eigentumsdelikten vorwiegend durch den Schmuggel und Handel mit Suchtmitteln bestritt. Die Drogen wurden kiloweise von Spanien und Tschechien ins Innviertel geschmuggelt und in Bunkerwohnungen in Ried und Braunau zwischengelagert.
Minderjährige Subdealer
In Folge wurden von den übergeordneten Mitgliedern gezielt minderjährige, rumänisch-stämmige Subdealer eingesetzt, die in Braunau, Mattighofen und Ried die Drogen an Endkonsumenten verkauften bzw. in deren Auftrag auch Eigentumsdelikte verübten.
Jüngstes Bandenmitglied erst 15 Jahre alt
Als jüngster Subdealer der Gruppierung konnte ein zum Tatzeitpunkt erst 15- jähriger Rumäne festgenommen werden, der alleine im Zeitraum von fünf Monaten insgesamt zehn Kilogramm Marihuana und eine nicht unbeträchtliche Menge Kokain und Crystal Meth in Parkanlagen in Mattighofen verkauft hatte. Wöchentlich wurden die erwirtschafteten Bargeldbeträge von den Bandenmitgliedern wieder abgesammelt.
Spanier lieferte 15 Kilo Suchtmittel
Ca. 15 Kilo Suchtmittel wurden von einem spanischen Staatsbürger mittels Zug nach Salzburg und von dort durch einen serbischen Mittelsmann in ein Kellerabteil in Mattighofen transportiert, bevor sie in Verteilung durch die rumänische Tätergruppe gelangten. Der spanische Staatsbürger wurde zwischenzeitlich durch den französischen Zoll am Bahnhof Paris festgenommen, er hatte mehrere Kilogramm Marihuana bei sich. Der serbische Zwischenhändler konnte im Besitz von mehreren Kilogramm Marihuana durch Beamte der AG AROMA in Mattighofen festgenommen werden.
15 Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft
15 Personen wurden in die Justizanstalten Ried, Wels, Linz und Salzburg eingeliefert. Der als Hintermann der kriminellen Vereinigung identifizierte Haupttäter konnte im Zuge von Zielfahndungsmaßnahmen aufgrund eines europäischen Haftbefehls in Rumänien festgenommen werden und wurde mittlerweile der österreichischen Justiz ausgeliefert. Der Tätergruppe werden der Schmuggel und Handel mit Marihuana, Cannabisharz, Crystal Meth und Kokain, aber auch zahlreiche Eigentumsdelikte, gefährliche Drohungen und Nötigungen sowie Bestimmungstäterschaften zu falschen Beweisaussagen angelastet.
64-Jähriger war der Kokain-Baron von Braunau, jetzt zittert die Lokal- und Kulturszene
Der Soko AROMA gelang es Ende des Jahres 2023 zudem, eine weitere, im Stadtgebiet Braunau agierende, Tätergruppe zu zerschlagen. Ein 64-jähriger selbstständiger Gewerbetreibender soll mithilfe seines 50-jährigen Angestellten bereits seit dem Jahr 2020 Kokain von bester Qualität in Szenelokalitäten in der Innenstadt von Braunau verscherbelt haben. Die Übergaben erfolgten ausschließlich an sehr ausgewählte Kundschaft, der Lokal- und Kulturszene aus dem Stadtgebiet Braunau. Zur Jahreswende gelang es vorerst, den 50-jährigen untergeordneten Angestellten beim Kokainverkauf an einen Lokalbetreiber auf frischer Tat festzunehmen und dabei Suchtmittel und eine Waffe sicherzustellen. Dem Abnehmer musste aufgrund seiner hohen Alkoholisierung (über zwei Promille) neben den angekauften Drogen auch sein Führerschein abgenommen werden.
Kurier brachte „Schnee“ aus Berlin
Kurz darauf konnte auch der 64- jährige Arbeitgeber im Zuge eines Treffens mit seinem Kurierfahrer festgenommen werden. Der aus Berlin stammende, geringfügig beschäftigte deutsche Staatsbürger reiste hierzu eigens mit einem präparierten Schmuggelfahrzeug an. Durch besonders geschulte Beamte konnte im Pkw ein professionell verbautes Schmuggelversteck gefunden werden; so gelang es im Zuge der Durchsuchungsmaßnahmen auch, neben einer größeren Menge Kokain und Cannabisharz mehrere tausend Euro an Drogengeldern sicherzustellen. In Zusammenarbeit mit der Analyseabteilung des Landeskriminalamtes Oberösterreich konnten Schmuggelrouten und deren Häufigkeit rekonstruiert werden.
Wohnung in Braunau als Bunker benutzt
Schlussendlich ergaben die Ermittlungen, dass der 55-jährige Berliner die Wohnung des 64-Jährigen in Braunau seit dem Jahr 2020 als Bunker genutzt hatte. Während dieser Zeit wurden knapp 50 Kilogramm Drogen, darunter 9 Kilogramm Kokain, für den Weitertransport eingelagert und ein nicht unbeträchtlicher Teil durch die Tätergruppe in Braunau weiterverkauft. Alle drei Festgenommenen wurden in die Justizanstalt Ried eingeliefert.
Die „Aroma“-Bilanz
Geklärt wurde somit der Verkauf von 109 Kilogramm Suchtmitteln (48 Kilo Marihuana, 50 Kilo Cannabisharz, zehn Kilo Kokain, ein Kilo Methamphetamin) mit einem Straßenverkaufswert von ca. 2 Millionen Euro.
Sichergestellt wurden
• 8,5 Kilo Marihuana
• 1,5 Kilo Cannabisharz
• 50 Gramm Methamphetamin
• 200 Gramm Kokain
• Ca. 55.000 Euro
• Ein Pkw (Schmuggelfahrzeug)
Der Straßenverkaufswert der sichergestellten Drogen betrug 125.000 Euro
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