Die Durchimpfungsraten in Österreich sind im EU-Schnitt besonders niedrig. In 17 europäischen Ländern wird bereits in Apotheken geimpft. Mit Erfolg!
Noch heißt es für die mehr als 7.000 Apothekerinnen und Apotheker in ganz Österreich „bitte warten“. Denn der Startschuss des Gesetzgebers, dass sie die Ärzteschaft beim Impfen der Bevölkerung unterstützen können, ist noch immer nicht gefallen. Dabei würde dieses „Go“ die hierzulande teils sehr schlechten Durchimpfungsraten signifikant steigern, so die Erwartung von Expertinnen und Experten. Dutzende Länder weltweit, in denen das Impfen in der Apotheke zum Alltag gehört, beweisen den durchschlagenden Erfolg dieser Maßnahme.
Ein (neidvoller) Blick nach Südtirol zeigt eindrucksvoll, wie der Impfwille der Bevölkerung steigt, wenn ein zusätzliches, niederschwelliges Angebot in den Apotheken ums Eck zur Verfügung steht.
Corona als Auslöser
Seit November 2021 ist das Impfen in Südtirols Apotheken möglich. Der ausschlaggebende Moment war Corona. Unvergessen die Bilder aus Norditalien, das in der ersten Pandemiephase ein tragischer „Hotspot“ bei den Infektionen war. Die italienische Regierung hat aufgrund der dramatischen Situation auf die Flexibilität und die flächendeckende Verteilung der Apotheken gesetzt und das Impfen ermöglicht. Mittlerweile ist daraus ein fixer Bestandteil der apothekerlichen Serviceleistungen geworden. Von rund 130 Apotheken Südtirols haben im vergangenen Winter 42 Standorte – also rund ein Drittel – COVID-19- und Grippe-Impfungen für Erwachsene angeboten und durchgeführt. Innerhalb von drei Monaten wurden etwa in einer einzigen Apotheke in Lana 220 Stiche verabreicht.
Gemeinsamer Kampf gegen Impfmüdigkeit
Die Pandemie hat Impfmüdigkeit und Impfskepsis der österreichischen Bevölkerung weiter verstärkt, damit sind die Impflücken noch größer geworden. Die öffentlichen Apotheken verstehen sich als Mitkämpferinnen an der Seite der Ärzteschaft für bessere Durchimpfungsraten. Mehr als 2.000 Apothekerinnen und Apotheker haben die Impffortbildung der Österreichischen Apothekerkammer auf höchstem internationalen Niveau bereits absolviert und stehen in bundesweit 1.000 Apotheken bereit. Auch seitens der Österreichischen Gesundheitskasse, des Seniorenrats und der Patientenanwaltschaft wird auf eine schnelle, rechtliche Impf-Grundlage gepocht. Und auch Gesundheitsminister Johannes Rauch steht der Forderung äußerst positiv gegenüber.
Während Österreich bei diesem Angebot noch hinterherhinkt, wird in Italien bereits der nächste Schritt vorbereitet. Ab 2026 sollen alle Pflichtimpfungen in den Apotheken aufgefrischt werden können.