Die FPÖ-Granden Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus lieferten 2017 den Filmstoff, der die Republik erschütterte und die Politik neu sortierte. Die „Krone“ fasst zusammen, was bisher geschah – und weiß, was aus den Hauptakteuren wurde.
Ein Erdbeben auf der Baleareninsel sorgt für Eruptionen in Österreich. Seit exakt fünf Jahren. Am 17. Mai 2019 veröffentlichten „SZ“ und „Spiegel“ das historische Ibiza-Video. Die FPÖ-Granden Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus prahlten 2017 in illumiöbagniertem Zustand vor einer falschen russischen Oligarchennichte, wie man die „Krone“ übernehmen und die Macht an sich reißen könnte.
Und welche Konzerne (Stichwort: „Novomatic“, was heftig dementiert wurde) „alle zahlen.“ Türkis-Blau explodierte durch die „bsoffene Gschicht“, U-Ausschüsse und umfassende Ermittlungen beschäftigen Politik und Justiz bis heute. Was mit den Hauptdarstellern geschah.
Strache und Gudenus
Der Vizekanzler musste zurücktreten und verschwand wie Kamerad Gudenus aus der FPÖ. Strache ist konstant im Visier der Justiz - hat allerdings auch schon zwei rechtskräftige Freisprüche zu verbuchen. Finanziell ist er am Ende, konnte sich seinen Anwalt nicht mehr leisten. Und - wenn man kein Glück hat, kommt auch Pech dazu. Die FMA warnt vor einer dubiosen Kryptowährungs-Bank, für die Strache Investoren keilen sollte. Er wartet auf ausstehende Zahlungen.
Strache hat mit der Politik nicht abgeschlossen. Er will bei den Wien-Wahlen mit einer eigenen Liste antreten. Und nennt die FPÖ nach wie vor seine Heimat. Gudenus indes hat mit Politik nur am Rande zu tun. Er tauchte zuletzt im Zusammenhang mit der „Russen-Spionageaffäre“ in Chats auf. Und fällt regelmäßig durch unterirdische Social-Media-Nachrichten auf. Zuletzt gegen Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Dessen Amtsführung bezeichnete er als „widerwärtig“, versehen mit Begriffen „Linker Vogel“ und „Homo“.
Julian Hessenthaler und der Lockvogel
Die Produzenten bzw. Nebendarsteller des Stücks. Julian Hessenthaler wurde nach 18 Monaten auf der Flucht, U-Haft in Deutschland und Österreich schließlich nicht wegen des Videos, sondern wegen Drogenhandels verurteilt. Wegen Aussagen einander widersprechender, dubioser Zeugen. Heute engagiert sich der einstige Filmproduzent an der Uni für angewandte Kunst -im Bereich Infobeschaffung, Fake News etc. Er ist insolvent und stottert seine Schulden ab. Der Lockvogel, vulgo russische Oligarchennichte, entpuppte sich letztlich als eine mit Hessenthaler befreundete Lettin. Gegen sie laufen Ermittlungen wegen Urkundenfälschung.
Sebastian Kurz und die ÖVP
Der Kanzler schmiedete nach dem Platzen von Türkis-Blau, einer Expertenregierung und Neuwahlen eine Koalition mit den Grünen. Diverse Chats brachten den Shootingstar zu Fall. Er musste erst zur Seite, dann zurücktreten. Was sich nach Ibiza wie ein blauer Sumpf präsentierte, färbte sich im Laufe der Monate auch dank U-Ausschüssen in türkis bzw. schwarz. Vor allem wegen zigtausender Chats aus dem Handy des Ex-ÖBAG-Chefs und Kurz-Vertrauten Thomas Schmid.
Die WKStA ermittelt gegen Dutzende Personen in ebenso vielen Causen. Vieles wurde eingestellt, bzw. gab es Freisprüche. In der Causa um geschönte Studien in Wolfgang Fellners „Österreich“ wird weiter gegen Kurz und neun weitere Personen ermittelt. Es geht um Untreue und Bestechung mit einem Strafrahmen von bis zu zehn Jahren. Es gilt für alle im Artikel Genannten die Unschuldsvermutung. Sebastian Kurz ist an mehreren Unternehmen beteiligt, zuletzt geriet er auch in den Fokus durch seine Verbindungen zu und Reisen mit dem mittlerweile tief gefallenen Immobilienmakler René Benko in die Emirate.
Herbert Kickl und die FPÖ
Die Blauen flogen nach dem Skandal aus der Regierung. Es gab einen Absturz bei den folgenden Neuwahlen. Doch wie immer nach dem vermeintlichen Untergang tauchte die FPÖ wieder auf. Als wäre nichts gewesen. Herbert Kickl und Co. liegen seit Monaten in allen Umfragen konstant auf Platz eins. Mit Respektabstand vor SPÖ und ÖVP. Kickl hat noch einige Rechnungen offen, unter anderem mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Der hatte eine neuerliche Angelobung Kickls nach Ibiza abgelehnt. Und angedeutet, dass er Kickl nicht mit einer Regierungsbildung nach den Wahlen im Herbst beauftragen würde.
Der Bundespräsident
„So sind wir nicht“, sprach Alexander Van der Bellen nach der Ibiza-Offenbarung. Wie sind wir heute? Der „Krone“ lässt der Präsident aktuell anlässlich fünf Jahre Ibiza einige Gedanken zukommen. Das „Video war zweifellos ein Einschnitt in der österreichischen Politik. Vieles, was zuvor im Verborgenen vor sich hin wucherte, wurde plötzlich ans Licht der Öffentlichkeit befördert. Und das war ziemlich verstörend.“ Es habe ein Selbstreinigungsprozess begonnen, „aber der Wasserschaden ist noch nicht behoben. Vieles wurde aufgedeckt, es ist aber noch einiges zu tun. Die Aufklärung muss fortgesetzt werden.“
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