Der Wahlkampf der grünen EU-Spitzenkandidaten Lena Schilling ist nach Vorwürfen gegen ihre Person gehörig ins Wanken geraten. Der Partei droht ein Debakel, die Klimaaktivistin befindet sich in Umfragen im freien Fall. Eine zweite Plakatwelle soll retten, was zu retten ist.
Zu Beginn der Plakatenthüllung ging es jedoch wieder um das Privatleben der parteilosen Klimaaktivistin. „Ja, die vergangenen zehn Tage waren – gelinde gesagt – turbulent“, erklärte Schilling. Sie bedauere es, sollte sie durch ihre Handlungen jemanden gekränkt haben.
Einige Dinge wolle sie aber richtigstellen: Das Gerücht, sie hätte behauptet, von ihrer Förderin Sigrid Maurer sexuell belästigt worden zu sein, sei schlicht falsch. Sie wies auch Anschuldigungen zurück, einen Journalisten beinahe um den Job gebracht zu haben. Schilling könne verstehen, dass sich „die Menschen“ mehr Transparenz zu den Lügen-Vorwürfen wünschen würden. Hier hätte sie vielleicht ein bisschen „gemauert“.
Schilling wolle sich jetzt aber wieder den europäischen Realitäten widmen. Ein Kreuz für die Grünen bei der EU-Wahl sei nun gefordert, weil es um die Zukunft, das Klima und die Demokratie gehe. „Wenn wir nicht weiter laut sind, wird es niemand tun“, deshalb habe sie einen politischen Rückzug immer ausgeschlossen. Auch wenn die vergangen Tage – „in aller Offenheit“ – schwer gewesen seien. Sie wolle jetzt beweisen, was sie für ein Mensch sei, und „Herzen zurückgewinnen“.
Grüne im freien Fall
An ihrer Seite stand die grüne Parteispitze in Form von Parteichef Werner Kogler und Generalsekretärin Olga Voglauer. Die öffentliche Debatte um Schillings vermeintliche Fehltritte wirkte sich deutlich auf die Partei aus. Im neuen APA/OGM-Vertrauensindex stürzten die Grünen krachend ab, Schilling landete gar auf dem vorletzten Platz und damit hinter ihren EU-Konkurrenten. Unterboten wurde sie nur von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP).
Auch Kogler versuchte die Wogen der vergangenen Tage zu glätten. Wohl wissend, dass er selbst dazu beigetragen hat. In einer ersten missglückten Reaktion zu den Vorwürfen seien „die Pferde mit mir durchgegangen“. Kogler hatte dort von „anonymem Gemurkse“ und „Gefurze“ gesprochen. Nun wertete er dies als unpassend, unsensibel und unintelligent. „Dafür möchte ich mich entschuldigen, das war nicht schlau, das gehört sich nicht.“
Das habe einige Österreicherinnen und Österreicher verärgert. Doch jetzt gehe es um Europa und das betreffe alle Menschen. Eine grundlegende Frage bedürfe einer Antwort: „Natur schützen oder Lebensgrundlagen zerstören?“
Mehrzahl der Plakate ohne Schillings Gesicht
Die Plakatkampagne der Grünen ist ähnlich grundsätzlich. Darauf zu lesen: „Weil’s ums Klima geht“, „Weil’s um Demokratie geht“, „Weil’s um Europa geht“, „Weil’s um deine Zukunft geht“. Nur noch auf einem der vier ist Schilling abgebildet.
Voglauer und Kogler gaben sich durchaus kämpferisch angesichts von Umfragewerten und politischer Konkurrenz von der Bierpartei über die KPÖ bis hin zur früheren Grünen-Chefin Madeleine Petrovic. „Wir sind ja schwierige Zeiten gewohnt“, meinte Kogler lakonisch, und man habe schon einmal ein Comeback geschafft. Nichts sei mehr „selbstverständlich“, so der grüne Parteichef. Denn es gebe nicht nur für das Klima Kipppunkte, das gelte auch für Demokratien: „Stichwort Orbanistan!“
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