Als ob es nicht schon reichen würde: Seit Freitag macht auch noch ein dramatisches Facebook-Posting einer ehemaligen „Freundin“ der grünen Spitzenkandidatin Lena Schilling die Runde: Veronika Bohrn Mena sei in der letzten Woche durch die „Hölle“ gegangen, schreibt sie. Und legt dann ordentlich nach. Inzwischen wird hinter den Kulissen kräftig über die Hintergründe des grünen Debakels gemunkelt.
Das jüngste Posting in der Causa wurde von den üblichen Verdächtigen rasch aufgegriffen und kräftig verbreitet. Bohrn Mena beklagt darin „Untergriffe und Angriffe“, die sie offenbar seit einer Woche ertragen müsse. Außerdem habe Schilling sie „nicht ein einziges Mal gefragt, ob es mir in meiner Ehe gut geht“. Und dann: „Stattdessen hat Lena mehreren Personen (...) erzählt, ich würde von Sebastian (ihrem Ehemann, Anm.) verprügelt, verletzt und hätte deswegen sogar eine Fehlgeburt erlitten.“
Rechtsstreit als Hintergrund
Zur Erinnerung: Hintergrund dieser Aussagen ist eine Zivilklage, die das streitbare Aktivisten-Ehepaar Bohrn Mena gegen Schilling eingebracht hat. Zuvor hatte diese auch schon eine Unterlassungsvereinbarung unterschrieben, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Doch nach Informationen der „Krone“ schickten die Bohrn Menas selbst den Vergleich an ausgewählte Medien und lösten so eine gewaltige Lawine aus ...
Eifersucht auf eine „Außenstehende“
Dabei geht das ganze Theater laut Insidern wohl auf Interna zurück. Die Grünen hatten es nicht geschafft, einen Spitzenkandidaten aus den eigenen Reihen aufzustellen. Als es dann Lena Schilling wurde, die keine eingefleischte Grüne ist, sondern als Aktivistin der Fridays-for-Future-Bewegung entstammt, seien so manche in der Basis eifersüchtig geworden und hätten begonnen, die eigene Kandidatin mit Gerüchten abzumontieren. Eine grüne Meisterleistung, die viele Stimmen kosten wird.
Interessant sei, ergänzt ein Branchenkenner gegenüber krone.at, dass sich vor allem den Grünen recht zugewandte Medien wie „Standard“ und ORF daran beteiligen und ausgerechnet Vorwürfe, die leicht als sexistisch eingestuft werden könnten, gegen eine junge Frau instrumentalisieren. Am Ende des Tages könnte das gar ein Fall für den Presserat werden, heißt es.
Absturz im Vertrauensindex
Schilling und die Grünen gelten jedenfalls mittlerweile als stehend k. o. – zuletzt fiel die junge Spitzenkandidatin auch im APA-Vertrauensindex ins Bodenlose, einen so tiefen Absturz gab es noch nie. Am Freitag präsentierten die Grünen dennoch geschlossen eine neue Plakatserie – auch die parteilose Spitzenkandidatin ist dort wieder zu sehen. Von einem Rückzug ist also weiterhin keine Rede. Nur so viel: Sie bedauere es, sollte sie durch ihre Handlungen jemanden gekränkt haben, so Schilling.
Zu den heftigen Vorwürfen hieß es seitens der 23-Jährigen außerdem knapp: Das Gerücht, sie habe behauptet, ihre Förderin Sigrid Maurer sei ihr gegenüber übergriffig geworden, sei schlicht falsch. Sie wies auch Anschuldigungen zurück, einen Journalisten beinahe um den Job gebracht zu haben.
„Herumgeschickt und Politik gemacht“
Bei Conny Bischofberger hatte Schilling übrigens auch bereits zur „Causa Bohrn Mena“ Stellung genommen: „Ich wollte nie, dass das in die Öffentlichkeit kommt. Dass dadurch Kränkungen und Missverständnisse entstanden sind, weil meine Sorge von anderen weitergetragen wurde, bedaure ich zutiefst. Deswegen habe ich den Vergleich auch unterschrieben. (...). Ich bedaure aber auch noch etwas anderes: Nämlich dass dieser Vergleich jetzt von Personen in der Gegend herumgeschickt und damit Politik gemacht wird.“
Wem das unwürdige Drama abgesehen von medialer Aufmerksamkeit für einzelne Beteiligte am Ende hilft, fragen sich unterdessen nicht nur die Meinungsforscher. So viel scheint sicher: der Politik im Allgemeinen und der aufgeheizten Stimmung im Land keineswegs. Einzig die Freiheitlichen könnten auch aus dieser Causa wieder Profit schlagen.
Der blaue EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky stellte sich etwa in der TV-Elefantenrunde von „Puls 24“ in Kooperation mit der „Krone“ schützend vor die grüne Kandidatin. „Er hat das geschickt gemacht, indem er es mit Angriffen auf die Freiheitlichen verquickt hat“, analysierte Christoph Haselmayer, Meinungsforscher vom Institut für Demoskopie und Datenanalyse. Fünf Jahre nach Ibiza ist die FPÖ bekanntlich wiedererstarkt und auf Kanzlerkurs.
„Wer macht als junger Mensch keine Fehler?“
Auch aus der ÖVP waren zuletzt – zumindest indirekt, nämlich von Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm – verteidigende Worte zu hören. Selbst der Bundespräsident nahm Schilling in Schutz, sagte unter anderem: „Wer macht als junger Mensch keine Fehler?“
ÖVP-EU-Spitzenkandidat Reinhold Lopatka legte Schilling hingegen offen nahe, ihren Rückzug anzubieten.
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