Die Italiener wollen es nicht wahrhaben. Da ist Lewis Hamilton schon in Imola, trägt aber noch immer kein Ferrari-Rot. „Ich bin ein Mercedes-Pilot“, sagt der Formel-1-Rekordweltmeister pflichtbewusst, als er im Fahrerlager auf sein erstes „Heimspiel“ für die Scuderia seit der Bekanntgabe des Sensationswechsels angesprochen wird.
Der Franzose Frederic Vasseur ist seit Jänner 2023 Ferrari-Teamchef und arbeitet mit einer aggressiven Personalpolitik an der Renovierung des Traditionsrennstalls. Die Verpflichtung von Hamilton ab dem kommenden Jahr ist da nur das deutlichste Signal, dass die Scuderia wieder ganz nach oben will.
„Frisches Blut im System“
Als „frisches Blut im System“ beschrieb Vasseur in einer Interview-Offensive vor dem Grand Prix der Emilia-Romagna in „La Repubblica“ den Megatransfer des siebenmaligen Weltmeisters. „Er ist jemand, der weiß, wie man Druck auf das Team ausübt, um Spitzenleistungen zu erzeugen. Das wird uns einen großen Schub geben.“
Ferrari braucht Hamilton als Entwicklungsbeschleuniger. Kimi Räikkönen 2007 ist noch immer der letzte Fahrer-Weltmeister in Rot, der letzte Konstrukteurstitel datiert von 2008. Damals wurde Hamilton im McLaren erstmals Weltmeister und der Ferrari-Teamchef hieß noch Stefano Domenicali, der heute Boss der gesamten Rennserie ist.
„Wir sind immer noch ein junges Team. Das ist nicht nur eine Frage des Alters, sondern auch der gemeinsamen Erfahrung und der gemeinsamen Siege“, erläuterte Vasseur den Coup mit Hamilton weiter. „Das bedeutet, dass wir noch ziemlich grün hinter den Ohren sind. Jemanden mit einem so großen Hintergrund und einer so großen Erfahrung zu holen, wird sich sicher auswirken.“ Das muss es auch. Der Druck ist schon jetzt immens.
Mehr Aggressivität
Hamilton ist nicht der letzte Baustein in Vasseurs Ferrari-Architektur. Von Mercedes kommen schon zum 1. Oktober außerdem der Belgier Jerome d‘Ambrosio, der künftig Vasseurs rechte Hand sein wird, und der Franzose Loic Serra, der die Chassis-Entwicklung überwachen wird. „Ich versuche, die Unternehmenskultur dahingehend zu verändern, dass wir überall ein bisschen aggressiver werden“, erläuterte Vasseur seinen Ansatz.
Dazu gehört auch der kurzfristige Austausch von Personal, wenn es nötig ist. So bekommt Charles Leclerc mitten in der Saison in Bryan Bozzi einen neuen Renningenieur, der den glücklosen Xavi Marcos ersetzt. Es ist ein gravierender Schritt, wenn man bedenkt, wie eng die Verbindung zwischen Fahrer und Renningenieur ist.
Sensibler Wechsel
„Wir kämpfen oft um Bruchteile von Hundertsteln. Wenn man das Gefühl hat, dass man etwas verbessern kann, ist es gut, das auch zu tun“, begründete Vasseur, einst in der GP2 und Formel 3 Hamiltons Teamchef, seine Entscheidung. Formel-1-Chronisten bemerkten, dass es einen so sensiblen Wechsel bei Ferrari letztmals 2006 bei Felipe Massa gegeben habe.
Vasseur ist mit seinem Umbau noch lange nicht am Ende. Es wird nämlich weiter heftig spekuliert, dass auch Stardesigner Adrian Newey nach seinem angekündigten Abschied von Branchenprimus Red Bull zu Ferrari wechseln könnte. Der „Daily Mail“ zufolge ist der Vertrag mit dem 65-Jährigen sogar schon unterschrieben.
„Adrian ist eine Referenz für die gesamte Formel 1, weil er Erfahrung und Erfolg hat“, sagte Vasseur über den Briten, der mit seinen Designs insgesamt 12 Konstrukteurstitel und 13 Fahrertitel gewann. Newey selbst hat erst vor Kurzem sein Bedauern eingeräumt, in seiner Karriere nie für Ferrari gearbeitet zu haben. Hamilton richtete dem Superhirn dann gleich aus, dass er dessen Anstellung bei den Italienern großartig fände.
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