Gleich in seiner ersten Saison beim AS Monaco führte Adi Hütter den stolzen Klub aus dem Fürstentum nach sechs-jähriger Abstinenz zurück in die Königklasse. Der Vize-Meistertitel hinter Paris SG ist den Monegassen vor der letzten Runde in der Ligue 1 nicht mehr zu nehmen. Mit der „Krone“ spricht der 54-jährige Erfolgstrainer über ein Wow-Erlebnis, garantierte Spektakel, Prinz Albert, Frankreich und natürlich Ralf Rangnick und die EURO…
„Krone“: Adi, felicitations pour ce tres gros succes.
Adi Hütter: Merci. (lacht) Für viel mehr reicht mein Französisch aber auch noch nicht wirklich. Im Klub reden wir alle nur englisch, das hat sich dafür verbessert. In der Schweiz hatte ich einmal 15 Stunden Französisch-Unterricht, vielleicht fange ich nächste Saison wieder damit an, aber bin skeptisch, ob ich das in meinem Alter noch lerne (lacht).
Okay, dann auf Deutsch. Gratulation, toller Erfolg – wo ordnest du den in deiner Trainerlaufbahn ein?
Nach Gladbach, dann der Auszeit, in einem neuen Land – so zurückzukommen, ist auch für mich etwas Großes. Für den ganzen Klub ist es ein großer Erfolg. Als ich letzten Sommer gekommen bin, hat man die Enttäuschung nach der verpatzten Saison gespürt. Platz zwei ist jetzt keine Selbstverständlichkeit. Marseille, Lyon, Lille, Lens – viele große Klubs wären gerne an unserer Stelle.
Was war für dich die größte Herausforderung?
Ich musste viel moderieren, die Liga kennenlernen. Die Ziele des Vereins sind hoch, noch dazu ist er in der Saison 100 Jahre alt geworden – das war schon ein Rucksack.
Und der schönste Moment?
Es gab viele, ich genieße das Arbeiten, die Zeit hier. Als mich nach dem letzten Sieg in Montpellier die Spieler in die Luft geworfen haben: Wow, das war eine Bestätigung. Aber für alle, auch für meine Co-Trainer (Anm. Christian Peintinger und Klaus Schmidt).
Monaco hat in der Ligue 1 bislang 64 Tore erzielt, nur Paris traf öfters, aber 42 Gegentore stechen auch heraus – kannst du nur Spektakel?
Ich gewinne lieber 3:2 als ein 1:0 runter zu klopfen. Ich stehe für begeisternden Fußball, das ist auch Entertainment. Bei Grödig sind wir glaub ich mit 69:71 Toren Dritter geworden. Aber klar, schlussendlich ist es ja wichtig zu gewinnen und da gehört die Defensive auf jeden Fall verbessert.
Gefühlt lief die ganze Saison wie am Schnürchen, ihr wart nur einmal im Winter kurz Fünfter.
Es gab in der Saison-Mitte eine schwierige Phase. Gerade da war das 3:2 in Nizza ein absolutes Schlüsselspiel. Wir hatten viele Verletzte, viele Spieler waren beim Asien oder Afrika Cup – aber wir haben das gut gemeistert. Ich habe immer gesagt, dass die Saison erst im März, April und Mai entschieden wird. Da waren wir voll da.
Wie kann man diese Saison in einer Liga mit Paris noch toppen? Was sind die Ziele?
Abwarten, was Paris macht, Mbappe wird gehen, vielleicht verjüngen sie. Wir haben etwas aufgebaut, vielleicht können wir sogar näher herankommen, aber Platz 2 zu verteidigen wäre auch schon großartig. In unserem Kader wird es sicher auch Veränderungen geben. Man darf nicht vergessen, dass wir in dieser Saison auch nicht international gespielt haben, das wird jetzt dann eine ganz andere Belastung, eine neue Herausforderung.
Du sprichst die Champions League an – was bedeutet es dir, dabei zu sein?
Ich habe zwar schon viele internationale Spiele, aber mit Salzburg und Bern bin ich in der Quali gescheitert. Möglicherweise habe ich es mir jetzt verdient, erstmals dabei zu sein. Es macht mich stolz.
Du bist also jetzt König Adi im Fürstentum.
(lacht): Ich bin weder ein König, noch ein Prinz und schon gar kein Kaiser – ich bin nur der Trainer Adi Hütter.
Aber zumindest Prinz Albert hast du schon kennengelernt, oder?
Ja, er war zufälligerweise an meinem Geburtstag beim Training, hat mir gratuliert. Zum letzten Saisonspiel kommt er auch traditionell vorab immer in die Kabine.
Mit Youssouf Fofana hast du auch einen französischen Teamspieler im Kader – wurde schon über die EURO gesprochen?
Ich werde jetzt noch mit ihm reden, ihm sagen: Aufpassen, wir sind stark. Ich werde übrigens auch selbst bei unserem Duell gegen Frankreich in Düsseldorf dabei sein.
Was traust du Österreich gegen Frankreich zu?
Frankreich zählt mit zu den Topfavoriten, das ist schon ein Brocken. Sie haben Qualität, diese Selbstverständlichkeit. Aber wir werden lästig, unangenehm sein – auch für so eine stolze Nation wie Frankreich.
Warst du überrascht, dass sich Ralf Rangnick trotz des Angebots von Bayern München zum ÖFB bekannt hat?
Vor der EURO war das Thema unangenehm. Viele haben erwartet, dass er geht. Es war seine persönliche Entscheidung. Er weiß, was er bei uns hat. Ich begrüße es natürlich. Er hat das Team im Griff.
Neben dir sorgt mit Oliver Glasner ein weiter österreichischer Trainer international für positive Schlagzeilen.
Das freut mich. Er macht es super, wie schnell er Crystal Palace in den Griff bekommen hat, ist stark. Wichtig wird sein, was im Sommer, in der nächsten Saison passiert. Ich denke, dass wir alle auf uns stolz sein dürfen, so viele Trainer haben wir derzeit im Ausland nicht. Hoffentlich kommen bald ein paar dazu.
Vielleicht ja Christian Ilzer. Du hast Salzburg 2014/15 zum Double geführt – jetzt könnte die Vorherrschaft der Bullen zumindest vorübergehend enden.
Für Sturm und Chris wäre das historisch, für Salzburg ein Dämpfer. Aber es schadet nicht, wenn sie einmal nicht Meister werden, das bietet die Möglichkeit, zu reflektieren, etwas anders zu machen. Ich bin gespannt, Sturm muss wahrscheinlich gewinnen, mit diesem Druck muss man auch erst einmal umgehen.
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