„Dreckschweine“

Fico-Attentat: Drohungen gegen Medien des Landes

Ausland
19.05.2024 07:53

Seit dem Schussattentat auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico sehen sich auch zahlreiche Medien des Landes mit einer Welle des Hasses konfrontiert. Journalisten werden für die Bluttat mitverantwortlich gemacht und bedroht. Medienhäuser mussten ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärfen.

„Nach dem Attentat erhielten wir sofort Drohungen, in denen behauptet wurde, dass ich an der Ermordung von Fico beteiligt war“, erzählt die Chefredakteurin der Tageszeitung „Sme“, Beata Balogová, der APA. „Die gleichen Informationen habe ich auch von anderen Redaktionen.“ 

„Hassmails geben Anlass zur Sorge“
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk RTVS etwa schloss einen Teil seines Gebäudes vorübergehend. Zeitungen schickten ihre Mitarbeiter ins Homeoffice. „Aus Gründen der vorbeugenden Sicherheit haben wir unsere Kollegen gebeten, von zu Hause aus zu arbeiten, wachsam zu sein und uns jede Bedrohung zu melden“, sagte Balogová. „Wir haben keine konkreten Informationen über mögliche physische Angriffe. Aber die Hassmails geben Anlass zur Sorge.“

Slowakische Journalisten vor dem Gericht in Bratislava, wo am Samstag U-Haft gegen den 71-jährigen Attentäter verhängt worden ist (Bild: APA/AFP/VLADIMIR SIMICEK)
Slowakische Journalisten vor dem Gericht in Bratislava, wo am Samstag U-Haft gegen den 71-jährigen Attentäter verhängt worden ist

Jahrelang hätten Politiker Journalisten als Feinde der Nation und „antislowakische Prostituierte“ bezeichnet, berichtete Balogová unter Anspielung auf ein Zitat Ficos. Dieser hatte bereits 2016 einige Journalisten „dreckige anti-slowakische Huren“ genannt und hinzugefügt: „Ich bestehe auf diesen Ausdruck.“ Im April dieses Jahres warf Fico Medien erneut vor, Hass gegen die Regierung zu verbreiten. „Ich warte nur darauf, dass diese Frustration, die von (Tageszeitungen und Nachrichtenportalen, Anm.) ‘Dennik N‘, ‘Sme‘ oder ‘Aktuality‘ so intensiv geschürt wird, in den Mord an einem führenden Regierungspolitiker mündet. Und ich übertreibe nicht im Geringsten“, sagte Fico vor wenigen Wochen.

„Regierungsfeindlicher“ Rundfunk soll aufgelöst werden
Doch es blieb nicht nur bei der Kritik an Medien. Die Regierung in Bratislava beschloss die Auflösung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (RTVS), der von der Staatsmacht als regierungsfeindlich gebrandmarkt wurde. Die Parlamentsdebatte dazu war just am Mittwoch, dem Tag des Anschlags, angesetzt. Die Abstimmung über das RTVS-Ende wurde nach dem Attentat verschoben.

Der slowakische Regierungschef Robert Fico wettert immer wieder gegen „regierungsfeindliche“ Medien. (Bild: APA/AFP/PETER LAZAR)
Der slowakische Regierungschef Robert Fico wettert immer wieder gegen „regierungsfeindliche“ Medien.

„Politischer Krieg“ gegen „Dreckschweine“
Doch die politischen Angriffe gegen die Medien gehen weiter. In den offiziellen Mitteilungen von Ficos Partei Smer SD wurden „liberale Medien“ für das Attentat verantwortlich gemacht. Journalisten hätten die Menschen radikalisiert mit den Behauptungen, dass Fico die Slowakei zu einem autoritären Regime umbauen wolle. Der Vorsitzende der mitregierenden nationalistischen Partei SNS, Andrej Danko, bezeichnete liberale Journalisten als „Dreckschweine“ und kündigte einen „politischen Krieg“ an. 

Wegen der angespannten Lage initiierten Medien einen gemeinsamen offenen Brief. „Wir wollten damit unsere tiefe Besorgnis darüber zum Ausdruck bringen, dass Hass eine dominierende Kraft in der Gesellschaft ist, und gleichzeitig unsere Solidarität mit Robert Fico bekunden“, erläuterte Balogová. Die Erklärung wurde von mehr als 25 Chefredakteuren und Chefredakteurinnen des Landes unterzeichnet. „Das Attentat auf Robert Fico ist ein Attentat auf uns alle“, heißt es darin.

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