Hass, Sex und mehr

Test: So gefährlich sind Spiele-Apps für Kinder

Spiele
19.05.2024 13:29

Amokläufe, Hassbotschaften, Sexszenen – beim Test von Spiele-Apps für Kinder haben Verbraucherschützer der deutschen Stiftung Warentest reihenweise alarmierende und nicht akzeptable Inhalte gefunden. Auch die Geschäftsmodelle der App-Anbieter seien für Kinder höchst bedenklich, so das Urteil. Fast alle der 16 populären Games im Test fielen durch.

Eine Figur läuft die Straße entlang, in der Hand ein Maschinengewehr. Sie erschießt eine andere Figur, das Blut spritzt, der Täter lädt nach und knallt noch jemanden ab. Beobachtet haben die Tester diesen Amoklauf in einer Spiele-App, die ab zwölf Jahren freigegeben ist und sogar noch jüngere Kinder problemlos zulässt.

Gewalttätige Egoshooter in „Roboblox“ – trotz Freigabe ab zwölf Jahren (Bild: Stiftung Warentest)
Gewalttätige Egoshooter in „Roboblox“ – trotz Freigabe ab zwölf Jahren

Auch furchterregende Monster, Sexszenen sowie faschistische und antisemitische Nutzer- und Gruppennamen wurden gefunden. Einige dieser Funde wurden gemeldet, die Anbieter reagierten jedoch oft gar nicht – und selbst wenn, änderten sie mitunter nichts. Das war einer Mitteilung zufolge auch dann der Fall, wenn sie auf Fragen nach Handynummern von Kindern hingewiesen wurden.

Im Test stießen die Verbraucherschützer auf viele faschistische Nutzernamen. (Bild: Stiftung Warentest)
Im Test stießen die Verbraucherschützer auf viele faschistische Nutzernamen.

Manipulatives Spieldesign
Gewalt, Sex und Hassbotschaften waren aber längst nicht alles, was die Verbraucherschützer beim Test von 16 populären Handy-Spielen für Android beunruhigte. „Besonders problematisch ist das manipulative Spieldesign der Apps“, wird Dr. Holger Brackemann, Bereichsleiter Untersuchungen der Stiftung Warentest, zitiert „Es verleitet Kinder dazu, immer mehr zu spielen und immer mehr zu kaufen.“

Beispiele für Spieldruck sind Belohnungen für tägliches Zocken, soziale Verpflichtungen gegenüber Mitspielern oder Aufforderungen, zu bestimmten Zeiten zu spielen. Die meisten Spiele setzten zudem stark auf In-App-Käufe. Gamer könnten etwa virtuelle Waffen, Textilien oder Ressourcen wie Feenstaub und Edelsteine erwerben. Pro Kauf könnten bis zu 240 Euro anfallen, hieß es.

Dazu setzen die Anbieter laut Stiftung Warentest allerlei Tricks im Spieldesign („Dark Patterns“) ein. Demnach verschleiern sie etwa reale Kosten durch fiktive Währungen, verleiten zum Kauf virtueller Gegenstände, die den Spielfortschritt beschleunigen – oder bauen Wartezeiten ein, die sich per Kauf überspringen lassen.

Wartezeiten können nur durch Käufe übersprungen werden. (Bild: Stiftung Warentest)
Wartezeiten können nur durch Käufe übersprungen werden.

Vernichtendes Urteil
Das Gesamturteil für „Brawl Stars“, „Subway Surfers“, „Pokémon Go“, „Fortnite“ und Co. lautet daher: inakzeptabel. „Minecraft“ ist das einzige Spiel im Test, das besser abgeschnitten hat. Mit etwas elterlicher Unterstützung und technischen Kniffen sei es „für Kinder okay“, hieß es.

„Wir fordern ‘Kinderschutz by default‘ – das heißt: Verzicht auf In-App-Käufe und auf Dark Patterns bei Spielen für Kinder“, fordert denn auch Brackemann. Die Grundeinstellungen der Apps sollten so sein, dass sie von Kindern bedenkenlos genutzt werden können. Auch eine bessere Kontrolle jugendgefährdender Inhalte sei dringend nötig.

Traurig dreinblickende Figuren drängen Kinder dazu, weiterzuspielen anstatt das Spiel zu beenden. (Bild: Stiftung Warentest)
Traurig dreinblickende Figuren drängen Kinder dazu, weiterzuspielen anstatt das Spiel zu beenden.

Was Eltern tun können, erläutert Martin Gobbin, Multimedia-Experte bei der Stiftung Warentest: „Eltern sollten mit ihren Kindern über Spiele-Apps und deren Risiken reden. Außerdem können sie In-App-Käufe verhindern, die Bildschirmzeit begrenzen und Kinder offline spielen lassen.“ Sie könnten zudem Alternativen aufzeigen: „Abseits der populären Spiele-Apps gibt es auch viele Games, die besser für Kinder geeignet sind.“

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